| Einleitung Die Autoimmunhepatitis (AIH) ist eine in ihrer Entstehung derzeit weitgehend unklare Erkrankung. Durch ihren chronischen Verlauf führt sie unbehandelt oft zur Leberzirrhose und zum Leberversagen. Da die AIH aktuell als Ausschlussdiagnose gilt, haben sich Scoring-Systeme zur Diagnosestellung etabliert. Auch die Therapie ist sehr variabel und besteht aus Kortikosteroiden und Immunsuppressiva. Therapieziel ist eine dauerhafte biochemische und histologische Remission. Ziel dieser Diplomarbeit ist die Charakterisierung eines PatientInnenkollektivs an der Universitätsklinik für Innere Medizin in Graz (UKIM) zum besseren Verständnis von Krankheitsverlauf und Therapieansprechen.
Material und Methoden Für diese Arbeit wurden PatientInnen der Leberambulanz der UKIM im Zeitraum zwischen 2012-2015 identifiziert, deren Arztbriefe im Diagnosekopf die Diagnosen „AIH“, „Autoimmunhepatitis“ oder „Overlapsyndrom“ vermerkt hatten [n = 160]. Diese 160 PatientInnen wurden den folgenden Ein- und Ausschlusskriterien unterzogen: Einschlusskriterien: •Alter ab 18 Jahren •ICD-10 Diagnosen „Autoimmunhepatitis“ bzw. „AIH“, „medikamenteninduzierte Autoimmunhepatitis“, „Overlap AIH/PBC“ bzw. „Overlap AIH/PSC“ in der PatientInnenakte •Mindestens 3 Kontrollen im Zeitraum 2012-2015 an der Leberambulanz der UKIM
Ausschlusskriterien: •Andere ICD-10 Diagnosen in der PatientInnenakte •Lückenhafte Dokumentation •Weniger als 3 Kontrollen an der Leberambulanz der UKIM
Zweiunddreißig PatientInnen wurden aufgrund einer anderen ICD-10 Diagnose und 45 wegen weniger als 3 Besuchen in der Leberambulanz bzw. lückenhafter Dokumentation von der weiteren Analyse ausgeschlossen. Bei den verbleibenden PatientInnen [n = 83] wurden auf Basis vergleichbarer Studien und internationaler Leitlinien (AASLD, EASL) Datenmerkmale erhoben und in einer Excel – Liste gesammelt. Diese wurden anschließend mittels SPSS statistisch ausgewertet und grafisch in Tabellen und Diagrammen dargestellt.
Ergebnisse Das Geschlechterverhältnis Frauen:Männer war 3:1. Bei den Frauen zeigte sich ein Erkrankungsgipfel zwischen dem 40. und 70. Lebensjahr. Bei den Männern fand sich ein Gipfel um die vierte Lebensdekade. Einundachtzig Prozent hatten bei der Diagnosestellung bereits eine Leberfibrose und 33% eine Leberzirrhose. Elf Prozent präsentierten sich mit Symptomen eines akuten Leberversagens. Overlapsyndrome zur primär biliären Cholangitis und zur primär sklerosierenden Cholangitis bestanden in 9 Fällen bzw. 1 Fall. Bei den Laborwerten ALT, AST, Bilirubin und IgG gab es keinen signifikanten Unterschied zwischen Personen mit einer AIH und jenen mit einem Overlapsyndrom. Bei 20% lagen neben der AIH noch weitere immunologische Erkrankungen vor. Die mediane Therapiedauer betrug 69 Monate (Spannbreite 2-420 Monate).
Diskussion Die AIH ist eine seltene und in ihrer Ursache weitgehend unerforschte Autoimmunerkrankung der Leber. Um ein besseres Verständnis zu schaffen, ist es unerlässlich, möglichst umfangreiche Daten zu PatientInnenkollektiven zu sammeln. Die Ergebnisse der vorliegenden Arbeit unterstreichen die Wichtigkeit einer zeitnahen, standardisierten Diagnosestellung und gezielten und ausreichend dosierten Therapie. Ferner sollten stets alle Parameter für die Berechnung der verfügbaren Scoringsysteme erhoben werden, da nur so eine objektive Bewertung erfolgen kann. Im Zuge der medikamentösen Therapie sind engmaschige Kontrollen unerlässlich, um Rückfälle infolge individueller Gegebenheiten, Therapieversagen oder mangelnder Compliance frühzeitig zu erkennen. |