| Einleitung Zur Behandlung von postoperativen Schmerzen werden sehr häufig Opioid-Analgetika herangezogen. Da diese jedoch mit Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Harnretention oder Atemdepression assoziiert sind, liegt ein großes Bestreben darin, die Dosis von Opioiden möglichst gering zu halten. Durch den Einsatz von Dexamethason konnte bereits in Studien gezeigt werden, dass der Verbrauch an Opioiden gesenkt werden kann. Ziel dieser retrospektiven Datenanalyse war es, den Einfluss von intraoperativ verabreichten Dexamethason auf den Verbrauch von Opioid-Analgetika in der Wirbelsäulenchirurgie zu evaluieren.
Methoden Es wurden 305 Patienten*innen, welche zwischen November 2017 und September 2019 am LKH-Universitätsklinikum Graz an der Wirbelsäule operiert wurden, in die Studie eingeschlossen. Aus den PNU-, Narkose- und Aufwachraumprotokollen, sowie den Fieberkurven wurden die relevanten Patienten*innen-Daten ausgelesen und mittels SPSS statistische Analysen durchgeführt. Es wurde vor allem der Einfluss von Dexamethason auf den Piritramidverbrauch am Operationstag, den ersten fünf postoperativen Tagen und den kumulativen Opiatverbrauch in Piritramid-Äquivalenten untersucht. Zusätzlich wurde noch Unterschiede in der Aufenthaltsdauer im Aufwachraum und Krankenhaus sowie im postoperativen NRS eruiert.
Resultate Insgesamt haben 69 von 305 Patienten*innen intraoperativ Dexamethason erhalten. Der Piritramidverbrauch in der Gruppe Dexamethason betrug am OP-Tag 20mg und in der Gruppe Kein Dexamethason 23,5mg, was einen signifikanten Unterschied darstellte (p=0,012). In den ersten fünf postoperativen Tagen betrug der kumulative Piritramidverbrauch in der Gruppe Dexamethason 23mg und in der Gruppe Kein Dexamethason 30mg (p=0,020). Die Aufenthaltsdauer im Aufwachraum war bei den Patienten*innen mit Dexamethason mit 173 Minuten um 34 Minuten länger als bei jenen ohne Dexamethason (p=0,001). Der postoperative NRS wies in beiden Gruppen in Ruhe einen Wert von 2 (p=0,748) und bei Belastung von 3 (p=0,279) auf, weshalb diese Ergebnisse keine signifikanten Unterschiede aufweisen.
Konklusion Die Daten geben somit einen Hinweis darauf, dass der intraoperative Einsatz von Dexamethason in der Wirbelsäulenchirurgie einen reduzierten Verbrauch von Opioid-Analgetika bewirkt. Vor allem tritt dieser Effekt in der postoperativen Phase auf. Dexamethason weist demzufolge in der Wirbelsäulenchirurgie die gleichen co-analgetischen Effekte auf, wie sie bereits für andere Operationen aus dem Bereich der Orthopädie oder auch aus der HNO in Studien nachgewiesen worden sind. Der Einsatz von Dexamethason im Rahmen der multimodalen Analgesie zur Behandlung perioperativer Schmerzen in der Wirbelsäulenchirurgie kann zwar noch nicht empfohlen, sollte aber auf jeden Fall in weiteren Studien untersucht werden. |