| Hintergrund: Eine gute Akutschmerztherapie benötigt schnelle Entscheidungen, gutes Hintergrundwissen und viel Erfahrungen. Ein zentraler Bestandteil dieser stellt die Medikamentengabe dar. Oft müssen bei höheren Schmerzintensitäten mehrere Analgetika kombiniert werden. Wechselwirkungen stellen dabei ein zu beachtendes Risiko dar. Derzeit wird davon ausgegangen, dass in Österreich 7% aller Krankenhauseinweisungen auf Grund von Nebenwirkungen erfolgen. Tools zur Abschätzung dieser Interaktionen helfen dieses Risiko zu minimieren. Sie sollten nicht nur im chronischen Schmerzsetting, sondern speziell auch im Akutbereich verwendbar sein. Ziel dieser Diplomarbeit war es diese Tools zu suchen, zu vergleichen und auf ihre Verwendbarkeit zu validieren.
Methodik: Im Sinne eines systemischen Reviews baut diese Arbeit auf den Empfehlungen der PRISMA Guideline Version 2009 auf. Die Datensammlung erfolgte mit kommerziellen Suchmaschinen (Google, Google Scholar), PubMed und in kommerziellen App-Stores. Inkludiert wurden alle gefunden Tools im deutsch- und englischsprachigen Raum. Exkludiert wurden veraltete Tools, Tools mit beendetem Support oder zu wenig relevanter Funktionalität. Die resultierenden Tools wurden auf 2 Gruppen aufgeteilt: Tools für chronische Schmerzmedizin, und Tools für den Akutschmerzbereich. Anschließend wurden diese Ergebnisse auf Verwendbarkeit bzw. Gesamtfunktionalität getestet und bewertet.
Ergebnisse: Es wurden insgesamt 20 Tools gefunden, wobei 6 davon auf Grund von Ausschlusskriterien exkludiert wurden. Die restlichen 14 Tools zeigten sich auf unterschiedliche Art und Weise gut implementiert bzw. verwendbar. Zehn Tools wurden der Akutschmerztherapie, die restlichen 4 der chronischen Schmerztherapie zugeordnet. In beiden Subgruppen fanden sich teilweise sehr praktikable und weitentwickelte Tools. Die besten Ergebnisse erzielte in der Akutschmerzgruppe die mobile Applikation Diagnosia® mit 34 von 48 Punkten. In der Chronischen Schmerztherapiegruppe erreichte die Bestwertung die Webansicht von Drugs.com® mit 28 von 48 Punkten.
Conclusio: Etliche Tools eignen sich die Verwendung bei akuten und/oder chronischen Schmerzen. Auffallend ist, dass die Datentransparenz insgesamt sehr schwer zu garantieren ist. Viele Tools zeigen sich als benutzerfeindlich, andere wieder als noch entwicklungsbedürftig. Neben reinen Apps wurden einige wenige Programme gefunden, welche sich durch hohe Benutzerfreundlichkeit auszeichnen und viele Funktionalitäten in sich vereinen. Leider sind die Kosten dieser Enterprise-Lösungen sehr hoch, was deren praktische Verwendung und Verbreitung erschwert. Hier wird ein Überdenken der Hersteller-Policy sehr empfohlen. Im leicht zugänglichen App-Sektor zeigen sich jedoch sehr gute kostenlose oder kostengünstige Tools. |