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Bibliografische Informationen
 Die elektronische Fieberkurve - Ein Instrument zur Prozessoptimierung  
 2019 erfolgte an ausgewählten Stationen am LKH-Univ. Klinikum Graz die Umstellung von der gebräuchlichen Papierfieberkurve auf die elektronische Fieberkurve (eFK). Durch diese Maßnahme sollen Abläufe im ärztlichen und pflegerischen Bereich optimiert und die Sicherheit für Patient*innen erhöht werden.
Das Ziel dieser Diplomarbeit war die Begleitung der Umstellung von der Papierfieberkurve auf die eFK. Die drei zentralen Fragen waren: Wie ist der Ist-Zustand mit der Papierfieberkurve im Hinblick auf Leserlichkeit und Vollständigkeit sowie Übersichtlichkeit von Medikamenten- und Untersuchungsanordnungen? Wird durch die Einführung der eFK beim täglichen Dispensieren der Medikamente für den Folgetag Zeit eingespart? Wie sinnvoll und bedeutend wird die eFK von ärztlichem und pflegerischem Personal vor und nach Einführung subjektiv empfunden?

Methoden: Um den Ist-Zustand mit der Papierfieberkurve zu erheben, wurden vor der Einführung der eFK 43 papierbasierte Fieberkurven anhand eines Bewertungsbogens mit besonderem Fokus auf Leserlichkeit, Vollständigkeit sowie Übersichtlichkeit evaluiert. Jeder der 17 Unterpunkte wurde nach einer Likert-Skala von 1-4 folgend benotet: „erfüllt“=1 (trifft auf alle Verordnungen zu), „teilweise erfüllt“=2 (eine Verordnung nicht korrekt), „ansatzweise erfüllt“=3 (zwei Verordnungen nicht korrekt) und „nicht erfüllt“=4 (mehr als zwei Verordnungen nicht korrekt). Zur besseren Veranschaulichung wurde jeder Fieberkurve nach ihrem Mittelwert (MW) eine Farbe nach dem Ampelsystem zugeordnet. Einem Mittelwert zwischen 1-1,4 (sehr zufriedenstellend) wurde die Farbe Grün zugewiesen, dem Mittelwert zwischen 1,41-2 (zufriedenstellend) die Farbe Gelb und einem Mittelwert über 2,1 (nicht zufriedenstellend) die Farbe Rot.
Um den Einfluss der eFK auf den Faktor Zeit zu erheben, wurde vor und nach der Einführung jene Zeit gestoppt, die Pflegekräfte für das tägliche Dispensieren der Medikamente für den Folgetag benötigt und verglichen. Um einen besseren Vergleich zu erhalten, wurde erhoben wie viel Zeit insgesamt von Anfang bis Ende des Dispensierungsprozesses an einem Tag verwendet wurde („Bruttozeit“) und stichprobenartig Messungen durchgeführt, welche für einzelne Fieberkurven effektiv benötigt wurde („Nettozeit“). Aus der Differenz der „Bruttozeit“ und „Nettozeit“ ergab sich im Folgenden die „Stehzeit“ und soll verdeutlichen, wie hoch der Zeitaufwand ist, welcher nicht rein mit dem Dispensierungsprozess zu tun hat.
Eine Befragung des ärztlichen und pflegerischen Personals mittels eines Fragebogens in Bezug auf die subjektive Einstellung zur eFK sollte zeigen, wie sinnvoll und hilfreich diese vor und nach der Einführung empfunden wurde. Der Fragebogen beinhaltet 19 Unterfragen, welche jeweils von 1 (Minimum) bis 7 (Maximum) bewertet werden konnten. Die Befragung vor Einführung der eFK im November 2019 sollte erheben wie hoch die Erwartung an die eFK war. Die zweite Befragung, welche im August 2020 und somit neun Monate nach Einführung durchgeführt wurde, sollte zeigen, ob die Erwartungen erfüllt werden konnten und ob die eFK subjektiv als Verbesserung oder Verschlechterung empfunden wurde.

Ergebnisse: Die Evaluierung der Papierfieberkurven ergab eine Verbesserung im Vergleich zu den Bewertungen, welche bereits 2017/18 durchgeführt wurden. 72,1% konnten als grün (MW=1-1,4), 29,9% als gelb (MW=1,41-2) und keine der Kurven als rot (MW=>2,1) identifiziert werden. In Bezug auf den Faktor Zeit beim Dispensieren der Medikamentenanordnungen konnte eine Optimierung erreicht werden. Mit einem Unterschied von 1:05 Minuten pro Fieberkurve bedeutet die Umstellung auf die digitale Version eine wöchentliche Einsparung von 4:10 Stunden, wenn die Station zu 100% ausgelastet ist. Die Erhebung der subjektiven Einstellung des ärztlichen und pflegerischen Personals zur eFK zeigte, dass die Erwartungen beider Berufsgruppen an die eFK nicht erfüllt werden konnten. Eine Abnahme von durchschnittlich 14,4% zeigt, dass die eFK als keine Verbesserung empfunden wird.

Conclusio: Die eFK hat das Potential, Arbeitsabläufe und den Informationsfluss zu verbessern. Dies hat sich in der Untersuchung der Zeitmessung beim Dispensieren der Medikamente deutlich gezeigt. Dennoch steht und fällt der Erfolg eines jeden Systems mit der Akzeptanz der Anwender*innen. Die subjektive Einstellung der Befragten zur eFK zeigte eine tendenzielle Abnahme der Akzeptanz.

Fazit: Digitale Systeme beherrschen zunehmend unseren privaten und professionellen Alltag. Unleserlichkeit und Ungenauigkeiten der handgeschriebenen Medikamentenanordnungen stellen nach wie vor ein großes Risiko für Patient*innensicherheit und eine erhebliche Mehrarbeit für das Pflegepersonal dar. Die eFK sollte als Möglichkeit gesehen werden, Arbeitsabläufe zu optimieren und Patient*innensicherheit zu erhöhen.
 
   
 
 2022  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Stroppa, Carolina
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Fruhwald, Friedrich; Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Sendlhofer, Gerald; Priv.-Doz. Mag. Dr.