| Hintergrund Die Zweitlinien-Chemotherapie findet bei PatientInnen mit fortgeschrittenen Karzinomen der Gallenwege zunehmende Anwendung, obwohl es bisher keine randomisierten Studien gibt, die einen Vorteil dieser Therapie gegenüber allein palliativ-supportiven Maßnahmen belegen. In Ermangelung randomisierter Daten haben wir eine Propensity-Score-Analyse des Gesamtüberlebens bei PatientInnen mit fortgeschrittenen Gallenwegskarzinomen, welche mit palliativen Maßnahmen mit oder ohne zusätzlicher Zweitlinienchemotherapie behandelt wurden, durchgeführt. Material und Methoden: Es wurden retrospektiv 80 PatientInnen eingeschlossen, deren Galletraktkarzinom fortgeschritten (metastasiert, rezidiviert oder inoperabel) war (mittleres Alter: 68 Jahre, weibliches Geschlecht: n=38 (48%), ECOG-Performance-Status 1-2: n=27 (45%)). Von dieser Kohorte haben 38 PatientInnen (48%) eine Zweitlinien-Chemotherapie zusätzlich zu palliativen Maßnahmen erhalten (Fluoropyrimidin-basierte-Monochemotherapie: n=26 (68%), Fluoropyrimidin-basierte-Polychemotherapie: n=8 (21%), andere Chemotherapie-Regimente: n=4 (11%)). Der primäre Endpunkt der Studie war das 18-monatige-Gesamtüberleben. Um den ungleichen Verteilung prognostischer Faktoren zwischen den beiden Behandlungsgruppen Rechnung zu tragen, wurde eine inverse-Behandlungswarscheinlichkeits-gewichtete Analyse (inverse-probability-of-treatment-weighted-analysis (IPTW)) durchgeführt. Ergebnisse Während des medianen Beobachtungszeitraumes von 14.8 Monaten verstarben 49 der 80 PatientInnen. Die 6-, 12-, und 18-Monats-Kaplan-Meier-Gesamtüberlebens-wahrscheinlichkeiten waren 77%, 53% und 23 % in der Zweitlinienchemotherapie-Gruppe, und 29%, 21% und 14% bei jenen Patienten, die ausschließlich palliativ-supportive Therapiemaßnahmen erhielten (log-rank p=0.0003; HR=0.36, 95% CI:0.20-0.64, p=0.001). PatientInnen in der Zweitlinienchemotherapie-Gruppe hatten jedoch eine signifikant höhere Prävalenz prognostisch günstiger Variablen (besserer ECOG Perfomance-Status (p=0.05), metachrone Metastasierung (p=0.001), niedrigere Werte des C-reaktiven Proteins (p=0.04)). Dieses Ungleichgewicht zwischen den Gruppen wurde durch die Gewichtung der Daten mittels IPTW drastisch reduziert. In der IPTW-adjustierten Analyse der Überlebenszeit blieb die Assoziation zwischen Zweitlinienchemotherapie und längerem Gesamtüberleben erhalten (adjustierte HR=0.42, 95%CI:0.18-0.96, p=0.04). In der IPTW-gewichteten Kaplan-Meier-Analyse waren die Gesamtüberlebenswahrscheinlichkeiten für 6, 12 und 18 Monate 74%, 57% und 33% in der Zweitlinien-Chemotherapie-Gruppe und 41%, 29% und 22% in der Palliativtherapie-Gruppe (log-rank p=0.04). Die positive Assoziation zwischen Gesamtüberleben und Zweitlinienchemotherapie wurde über den Beobachtungszeitraum tendenziell schwächer (Schönfeld-Test p=0.005). Der beobachtete Überlebensvorteil der Zweitlinienchemotherapie war in verschiedenen Subgruppen gleichermaßen gegeben, beispielsweise bei PatientInnen mit oder ohne objektives Ansprechen auf die Erstlinien-Chemotherapie sowie mit oder ohne Obstruktion des Galleabflusses. Conclusio Diese nicht-randomisierten Daten unterstützen die Hypothese, dass in der Behandlung von PatientInnen mit fortgeschrittenen Gallenwegskarzinomen eine Zweitlinienchemotherapie zusätzlich zu palliativ-supportiven Maßnahmen mit einem höheren Gesamtüberleben assoziiert ist als palliativ-supportive Maßnahmen alleine. |