Loading
Medizinische Universität Graz   Hilfe

Meine Abschlussarbeiten - Publikationen

Diplomarbeit - Detailansicht

Wichtigste Meldungen anzeigenMeldungsfenster schließen
Bibliografische Informationen
 Lärm und seine Auswirkungen im pädiatrischen Gesundheitsbereich  
 Einleitung: Die Arbeit befasst sich mit Lärm als unterschätztem, zugleich relevantem Risikofaktor in pädiatrischen Gesundheitseinrichtungen. Kinder, besonders Früh- und Neugeborene, sind wegen unreifer auditiver, neuroendokriner und schlafregulatorischer Systeme besonders vulnerabel. Ziel ist, Evidenz zu Exposition, gesundheitlichen Folgen und wirksamen Interventionsstrategien in Neonatologie, Pädiatrischer Intensivmedizin und Operationssaal systematisch zusammenzuführen, kritisch zu bewerten und praxisnahe Empfehlungen für klinische Führung, Teams und Planung abzuleiten.



Material und Methode: Es erfolgte eine systematische, thematisch fokussierte Literaturrecherche mit narrativer Synthese. Recherchiert wurde in großen biomedizinischen, pflegewissenschaftlichen, psychologischen und technischen Datenbanken, Leitlinienregistern sowie Behörden- und Normenportalen. Die Suchstrategie kombinierte kontrollierte Schlagwörter und Freitextbegriffe in deutscher und englischer Sprache zu Exposition, Setting, Population und Outcomes. Eingeschlossen wurden empirische Originalarbeiten, systematische Übersichten und evidenzbasierte Leitlinien zu Lärm in NICU, PICU und pädiatrischen OPs; übertragbare Befunde aus der Erwachsenenmedizin wurden berücksichtigt, wenn Methodik und Kontext vergleichbar waren. Die Datenerhebung erfolgte mittels standardisierter Extraktionsbögen zu Messprotokollen, Metriken, patienten- und personalbezogenen Outcomes sowie Interventionskomponenten. Aufgrund heterogener Expositionsdefinitionen und Outcome-Operationalisierungen wurde eine narrative Synthese mit qualitativen Einschätzungen zu interner Validität und Übertragbarkeit bevorzugt.



Ergebnisse: In allen Settings überschreiten Dauerschallpegel regelmäßig empfohlene Referenzwerte; Spitzenwerte sind häufig und korrelieren mit arbeitsorganisatorischen Spitzenlasten und alarmgetriebenen Ereignissen. Dominante Quellen sind medizinische Alarme, Geräte- und Lüftungsgeräusche, instrumentelle Tätigkeiten und Teamkommunikation. Bei Früh- und Neugeborenen bestehen konsistente Zusammenhänge zwischen erhöhter Lärmbelastung und Stressreaktionen, Schlaffragmentierung, Atem- und Sauerstoffstörungen sowie ungünstigen Verläufen bei Fütterung, Schmerzverarbeitung und Erholung. In der PICU deuten Befunde auf Zunahme von Angst, Delir und Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus hin. Im OP wird Lärm mit Kommunikationsstörungen, erhöhter kognitiver Last, Informationsfehlern und potenziell ungünstigen intra- und postoperativen Verläufen assoziiert. Für Personal sind erhöhte Stressbelastung, Erschöpfung und Konzentrationsprobleme dokumentiert. Interventionsstudien zeigen den Nutzen durch Maßnahmenbündel wie Alarmmanagement, akustische Optimierung, geräuschsensible Abläufe, Schulungen mit Feedback sowie ruhefördernde Zeitfenster. Einzelmaßnahmen (z. B. Gehörschutz, Inkubatorabdeckungen) wirken kurzfristig, sind allein jedoch selten ausreichend. Heterogene Studien begrenzen Kausalität und Vergleichbarkeit.



Conclusio: Lärm in pädiatrischen Einrichtungen ist ein adressierbarer, klinisch relevanter und technisch wie organisatorisch beeinflussbarer Risikofaktor. Empfohlen wird eine mehrstufige Strategie mit baulich-akustischen Maßnahmen, standardisiertem Alarmmanagement, teambezogenen Interventionen und konsequenter Schlaf- und Ruheförderung. Grundlage ist kontinuierliches Monitoring mit definierten Kennzahlen und transparentem Feedback, verankert in Qualitäts- und Patientensicherheitsprogrammen. Forschungsbedarf besteht zu standardisierten Messprotokollen, longitudinalen patientenzentrierten Outcomes, Wirksamkeit von Maßnahmenbündeln im Routinebetrieb und gesundheitsökonomischen Analysen. Kliniken sollten Lärmprävention als Querschnittsaufgabe in strategische Planung, Beschaffung und Ausbildung integrieren, um vulnerable Patienten zu schützen und Arbeitsbedingungen nachhaltig zu verbessern.

 
   
 
 –  
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Scheufele, Rene Maximilian
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Gallistl, Siegfried; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ.