| Einleitung
Das severe acute respiratory syndrome corona virus type 2 (SARS-CoV-2) hält uns seit dem Pandemiebeginn im Dezember 2019 außer Atem (1). Da das Virus vorwiegend die Lunge befällt und Pneumonie auslöst, besteht bei einigen Patient*innen die Notwendigkeit einer Beatmung. Dabei können eine invasive oder eine nicht invasive Beatmung (noninvasive ventilation, NIV) angewandt werden (2).
Ziel dieser Arbeit ist der Vergleich von Vor- und Nachteilen der NIV und der invasiven Beatmung bei akutem respiratorischem Versagen verschiedener Ätiologien und insbesondere Covid-19 (corona virus disease 2019) anhand von veröffentlichter Literatur.
Methode
Bei dieser Literaturrecherche wurden diverse Literaturdatenbanken, wie „PubMed“, „Google Scholar“ und „Cochrane Library“ durchsucht. Zusätzlich beinhaltet die Arbeit die aktuell gültigen Leitlinien. Für die Hinführung der Thematik wurde zudem zeitgemäße Literatur verwendet. Die Quellen der gefundenen Studien und Literatur wurden ebenfalls einbezogen.
Ergebnis
Covid-19 wird durch das Virus SARS-CoV-2 ausgelöst (3). Das Virus befällt vorwiegend die Lunge und kann von leichter Atemnot bis zum akuten respiratorischen Distress Syndrom (acute respiratory distress syndrome, ARDS) führen (3–7).
Bei einem ARDS handelt es sich um ein Syndrom, bei dem es zur Hypoxämie aufgrund eines respiratorischen Versagens infolge eines rasch auftretenden nicht kardiogenen Lungenödems kommt (8). Es besitzt eine besorgniserregend hohe Mortalität. Neben Covid-19 gibt es noch zahlreiche weitere direkte oder indirekte Lungenschäden, die ein ARDS auslösen können (8,9).
Für die Behandlung des ARDS können je nach Schwere und Verlauf entweder eine invasive oder eine nicht invasive Beatmung angewandt werden (10).
Zu Beginn der Pandemie wurde ein eskalierendes Therapieschema empfohlen (8,11).
In diese Literaturrecherche wurden 15 Studien passendem zu dem Thema der Arbeit einbezogen und verglichen. Es wurden zwei Leitlinien aus dem deutschsprachigen Raum der Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) berücksichtigt.
Zusammengefasst kamen mehrere Studien zu dem Ergebnis, dass die Anwendung der NIV im Vergleich zur invasiven Beatmung eine kürzere Beatmungs- und Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus zur Folge hatte (12–16).
Patient*innen mit einem PaO2/FiO2-Verhältnis unter 150mmHg wiesen bei der Anwendung einer NIV eine erhöhte Sterblichkeit auf der Intensivstation auf (17). Bei Patient*innen mit einem PaO2/FiO2-Verhältnis größer als 150mmHg, das einem leichten bis moderaten ARDS entsprechen würde, war die Therapie mittels CPAP mit einer geringeren Mortalität verbunden (18,19). Eine andere Grenze gibt es bei einem SpO2 von 84%. Dabei war die Behandlung mittels NIV bei einem SpO2 über 84% mit einer höheren und bei einem niedrigeren SpO2 mit gleicher Überlebenschance wie eine invasive Beatmung verbunden (16).
Zusätzlich treten bei der Anwendung einer NIV weniger Komplikationen im Vergleich zur invasiven Beatmung auf und die Sterblichkeit ist geringer (12–16,20–22).
Covid-19 erkrankte Patient*innen, die eine Atemunterstützung aufgrund von akuten hypoxämischen respiratorischem Versagen benötigten, besaßen bei der Therapie mit einer NIV einen signifikanten Überlebensvorteil im Vergleich zu Behandlungen mit einer invasiven Beatmung (20). Weiter konnten durch die NIV Komplikationen vermieden werden (21). Überdies zeigten Patient*innen, die aufgrund eines Versuchs einer NIV-Therapie später intubiert wurden, die gleiche Prognose, wie Patient*innen, die direkt intubiert wurden (22,23).
Zuvor wurde eine schrittweise Therapie bei Patient*innen mit einer Covid-19 Infektion empfohlen. Es sollte mit einer NIV begonnen werden und diese im Bedarfsfall auf eine invasive Beatmung eskaliert werden (8,11).
Diskussion
Basierend auf der vorliegenden Studienlage, sollte wohl je nach dem PaO2/FiO2-Verhältnis entschieden werden, ob eine invasive oder nicht invasive Beatmung zu bevorzugen ist. Bei einem Verhältnis über 150mmHg ist eine NIV zu präferieren. Bei einem geringeren Verhältnis wäre eine invasive Beatmung überlegen (17–19). Falls eine Bestimmung des PaO2/FiO2-Verhältnis nicht möglich ist, kann mittels nicht invasiver Pulsoxymetrie der SpO2-Wert hinzugezogen werden. Bei Werten über 84% sollte die NIV unter kontinuierlicher Überwachung von Oxygenierung und Atemarbeit favorisiert werden (16).
In der rasch fortschreitenden Entwicklung ist es wichtig die Forschung für einen Wissensgewinn und neue Erkenntnisse in diesem Thema stetig voranzutreiben, um gegebenenfalls für weitere Ausbrüche von Coronaviridae verursachte Erkrankungen oder Pandemien, die ein Atemversagen auslösen können, besser gewappnet zu sein (24).
Die Forschungsergebnisse dieser Literaturrecherche weisen darauf hin, dass es noch einige offene Fragen gibt, die bis dato unbeantwortet geblieben sind. |