| Hintergrund & Ziel: Die platinbasierte Chemotherapie ermöglicht die Heilung von Patienten mit Keimzelltumoren des Hodens (TGCT), kann jedoch mit Nierentoxizität einhergehen. Daher wollten wir in dieser Studie den Zusammenhang zwischen Art und Dosis der Platinexposition und den langfristigen Nierenfunktions- einschränkungen bei TGCT-Patienten quantifizieren.
Material & Methoden: Sechzehntausendneunhundertdreiundfünfzig longitudinale geschätzte glomeruläre Filtrationsraten (eGFR) von 777 TGCT-Patienten wurden mit einer time-to-event Regression und linear mixed models analysiert. Primäre Endpunkte waren die kumulative Inzidenz eines relativen eGFR-Rückgangs um 30% im Vergleich zur eGFR vor der Behandlung und die jährliche absolute Veränderung der eGFR (in ml/min/1,73 m²/Jahr).
Ergebnisse: Die eGFR vor der Behandlung betrug 96 ml/min/1,73 m². Die kumulativen 10-Jahres-Inzidenzen eines 30%-igen Rückgangs der eGFR betrugen 18% bei Patienten, die nie eine platinbasierte Therapie erhielten (Gruppe 1, n=335), 18% bei Patienten, die mit einer einmaligen adjuvanten Carboplatin-Dosis behandelt wurden (Gruppe 2, n=83), 17% bei Patienten, die 1-2 Zyklen adjuvantes Bleomycin/Etoposid/Cisplatin (BEP) erhielten (Gruppe 3, n=118), und 35% bei Patienten, die mit ≥3 Zyklen BEP behandelt wurden (Gruppe 4, n=241) (Gray-Test p<0,0001). Die zeitabhängigen Ereignisraten eines 30%-igen Rückgangs der eGFR dieser vier Gruppen waren jedoch nach 4 Jahren Follow-up sehr ähnlich. Die jährliche, durchschnittliche Veränderung der eGFR in absoluten Zahlen betrug -0,1 ml/min/1,73 m²/Jahr, 0,1 ml/min/1,73 m²/Jahr, -0,5 ml/min/1,73 m²/Jahr und -1,5 ml/min/1,73 m²/Jahr in den Gruppen 1-4. Das Risiko einer Hämodialyse nach Studieneinschluss betrug 0 %.
Conclusio: Im Vergleich zu TGCT-Patienten ohne Platinexposition hatten nur Patienten, die mit ≥3 Zyklen Cisplatin behandelt wurden, ein höheres Risiko eines längerfristigen Nierenfunktionsrückgangs.
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