Loading
Medizinische Universität Graz   Hilfe

Meine Abschlussarbeiten - Publikationen

Diplomarbeit - Detailansicht

Wichtigste Meldungen anzeigenMeldungsfenster schließen
Bibliografische Informationen
 Mikrofrakturen im Dentin bei postendodontisch versorgten Zähnen durch unterschiedliche Stiftmaterialien – Eine vergleichende experimentelle in vitro Untersuchung von humanen Zahnwurzeln  
 Ziel

Die Insertion von Wurzelkanalstiften bei stark kompromittierten Zähnen durch Traumata oder Karies ist eine Standardbehandlung in der zahnärztlichen Praxis. Es existieren zahlreiche Materialien und Systeme zur Schaffung eines Fundaments für eine spätere Kronenversorgung. Ziel dieser Arbeit war es, den Einfluss unterschiedlicher Stiftmaterialien – Zirkonoxid, Metall und glasfaserverstärkter Kunststoff – auf die Entstehung von Mikrofrakturen im Wurzeldentin zu untersuchen. Besonderes Augenmerk lag auf der Lokalisation und Häufigkeit solcher Mikrofrakturen.

Material und Methoden

Zur Untersuchung wurden 30 extrahierte, nicht wurzelbehandelte, einwurzelige Oberkieferfrontzähne ohne sichtbare Frakturen verwendet. Die Zahnwurzeln wurden vorab mittels Mikro-CT gescannt. Anschließend erfolgte die Aufteilung in drei Gruppen à zehn Zähne:

•GruppeA:Zirkonoxidstifte

•GruppeB:Metallstifte(Chrom-Kobalt-Legierung)

• Gruppe C: Quarzfaserverstärkte Kunststoffstifte (FRC)

Als Vorlage zur standardisierten Stiftherstellung diente ein konfektionierter Quarzfaserstift (X-Post™, Größe 4, grün; SironaDentsply). Nach Stiftpräparation mit systemeigenen Aufbaubohrern erfolgte die Zementierung gemäß Herstellerangaben. Die Stifte ragten einheitlich 5 mm über den Wurzelrand hinaus. Ein Belastungstest mittels Zug-Druck-Maschine wurde bis zum Bruch bzw. zur Verformung durchgeführt. Nach dem Versuch erfolgte eine erneute Mikro-CT-Untersuchung zur Feststellung von Mikrofrakturen in koronalen, mittleren und apikalen Dritteln. Die Auswertung erfolgte binär („Ja“/Nein“).

Ergebnisse

Die höchste mittlere Bruchkraft wurde in Gruppe B (Ø 302,60 N) gemessen, gefolgt von Gruppe A (Ø 279,22 N) und Gruppe C (Ø 170,19 N). Bei Zirkon und Metall war die Streuung größer, während GFK homogene Werte zeigte. Zirkonstifte versagten spröde, Metallstifte zeigten plastische Verformung, GFK-Stifte zeigten ein mehrphasiges, zackiges Versagensverhalten.

Frakturverhalten der Zahnwurzeln:

• Gruppe A (Zirkon): Mikrofrakturen in 4/10 Fällen (CD: 30 %, MD: 10 %, AD: 0 %)

• Gruppe B (Metall): 7/10 Proben mit Rissen (CD: 60 %, MD: 20 %, AD: 10 %)

• Gruppe C (FRC): Keine Mikrofrakturen nachweisbar

Die Unterschiede zwischen den Gruppen waren signifikant (p < 0,05), mit Häufung im koronalen Drittel. Ein Zusammenhang zwischen Elastizitätsmodul und Frakturbildung wurde festgestellt: Höhere Steifigkeit führte zu mehr Mikrofrakturen. Metall (ca. 200 GPa) verursachte die meisten Risse, gefolgt von Zirkonoxid (ca. 180 GPa), während FRC (ca. 40 GPa) keine verursachte.

Konklusion

Das Stiftmaterial beeinflusst maßgeblich die Entstehung von Mikrofrakturen. Metallstifte führten zu den meisten Rissen, insbesondere im koronalen Drittel. Zirkonstifte schnitten etwas besser ab, verursachten jedoch ebenfalls Frakturen im Dentin. FRC-Stifte zeigten keine frakturinduzierende Wirkung, was ihre Anwendung bei endodontisch behandelten Frontzähnen mit geringer Restsubstanz begünstigt. Alle getesteten Materialien hielten den physiologischen Kaukräften stand. Zukünftige Studien sollten die Langzeitfolgen solcher Mikrofrakturen untersuchen und Materialien hinsichtlich ihrer dentinschonenden Eigenschaften weiter bewerten. Auch der genaue Zeitpunkt der Frakturbildung während der Belastung wäre ein möglicher Fokus.



 
 Dentin; Mikrofrakturen; Microcracks; Stiftmaterial; Endodontie; Stiftversorgung;  
 
 –  
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Aldrian, Lukas
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Zahnmedizin und Mundgesundheit
 UO 203 Zahnmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Kqiku-Biblekaj, Lumnije; Univ. ZÄ Priv.-Doz. Dr.med.dent.
  Sokolowski, Armin; Univ. ZA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med. Dr.med.dent.