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Bibliografische Informationen
 Sozioökonomische Aspekte der prähospitalen Notfallmedizin in Graz  
 Hintergrund: Die dem demographischen Wandel entsprechende immer älter werdende Bevölkerung, die Knappheit in der Versorgung im niedergelassenen Bereich vor allem in ländlichen Gebieten sowie das Sinken der Hemmschwelle, den Notruf zu wählen, führt zu einer zunehmenden Belastung des Notfallrettungsdienstes in ganz Österreich. Es kommt zu Schwierigkeiten in der Besetzung von Notarztdiensten, damit zu längeren Anfahrtszeiten und in Folge zu einer verzögerten medizinischen Versorgung. In dieser Arbeit soll – exemplarisch anhand des Notarztstützpunktes des LKH-Univ. Klinikum Graz – die Entwicklung der Gesamt- und Fehleinsatzzahlen der letzten 15 Jahre beleuchtet werden. Ebenso soll das in Graz implementierte Drei-Stufen-Modell in die Analyse miteinbezogen werden, ob und in welchem Ausmaß dieses System zu einer Entlastung des Notarztwesens beitragen kann.



Methoden: Es wurden 31.276 Einsatzprotokolle des Notarzteinsatzfahrzeugs (NEF) am Stützpunkt des Universitätsklinikums Graz in Bezug auf die absoluten Einsatzzahlen ebenso wie auf Fehleinsätze im engeren und im weiteren Sinne quantitativ analysiert. Dazu wurden mehrere Regressionsmodelle (sowohl parametrisch als auch nicht-parametrisch) erstellt, miteinander verglichen und anhand dieser Modelle Vorhersagen für die Jahre 2025-2030 durchgeführt. Weiters wurden anhand der rezent eingeführten Einsatzpauschalen die durch Fehleinsätze entstandenen Mehrkosten erhoben. Ebenso wurden 15.630 Primäreinsätze des Notfall-RTW-Systems (N-RTW) des Medizinercorps Graz in den Jahren 2022-2024 aus der eigenen Evaluierungsdatenbank in Bezug auf Gesamt- und Fehleinsätze sowie Entlastungseinsätze untersucht.



Ergebnisse: Es kann ein starker Anstieg sowohl der Gesamteinsatzzahlen (+60%) als auch der Fehleinsatzzahlen (+215%) im beobachteten Zeitraum am NEF des LKH-Univ. Klinikum Graz gezeigt werden. Insbesondere seit Einführung eines neuen Leitstellenabfragesystems im November 2019 kann statistisch signifikant gezeigt werden, dass sich der Trend der Fehleinsätze stark erhöht. Ein Einfluss der Covid-19-Pandemie bzw. des dazugehörigen ersten Lockdowns auf die Fehleinsatzzahlen kann nicht gezeigt werden, jedoch lässt sich eine Reduktion der Gesamteinsätze nachweisen. Die Zahlen der Primäreinsätze der N-RTW blieben in den beobachteten drei Jahren annähernd konstant, es konnte jedoch ein nicht zu vernachlässigender Anteil an Entlastungen des Grazer Notarztsystems durch die Zwischenstufe des Grazer Modells gezeigt werden, ohne welche es zu rund 30% mehr Einsätzen pro in Graz stationiertem NEF (aktuell zwei) kommen würde.



Diskussion: Auch wenn kein kausaler Zusammenhang zwischen Notärzt*innenmangel bzw. Fehlallokation von Notärzt*innen in der Steiermark untersucht wurde, zeigen die Ergebnisse deutlich den Anstieg der Belastung im Notarztwesen durch das stark zunehmende Gesamtund Fehleinsatzaufkommen – insbesondere seit der Einführung des neuen Leitstellenabfragesystems – welcher auch in den kommenden Jahren massiv größer werden wird. Auch die finanziellen Mehrkosten durch Fehleinsätze auf dem beobachteten Stützpunkt können abgeschätzt und dargestellt werden. Durch die Zwischenstufe im Grazer Modell – das Medizinercorps Graz – kommt es zu einer Entlastung des Notarztsystems in der Stadt, sowohl die Einsätze als auch die Mehrkosten betreffend, trotz, wie oben erwähnt, steigenden Zahlen. Aus diesem Grund wird es für sinnvoll erachtet, in bestimmten Regionen in der Steiermark ebenso eine Zwischenstufe für den präklinischen Rettungsdienst zu schaffen, um das Notarztwesen in der Peripherie bei ähnlichem Trend entlasten zu können.  
 Notarztwesen; Notfallmedizin; Fehleinsätze; Medizinercorps Graz;  
 
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 Notfallmedizin
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Husty, Severin
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Rief, Martin; Univ. FA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.
  Zajic, Paul; Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med. DESA