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Bibliografische Informationen
 Diagnostik des Volumenstatus und Flüssigkeitstherapie bei schweren Verbrennungsverletzungen  
 Hintergrund:

Das Ziel dieser Literaturrecherche war es, die diagnostischen Modalitäten des Volumenstatus und der Volumenreagibilität bei Patient*innen mit schweren Verbrennungen bezüglich ihrer Aussagekraft zu evaluieren. Ebenso wurden die Möglichkeiten der Flüssigkeitssubstitution und die Therapieempfehlungen der verschiedenen Leitlinien miteinander verglichen.



Methoden:

Für die Recherche wurden die Leitlinien der DGV, EBA, und ABA miteinander verglichen. Ebenso wurden Studien über die Platform PubMed im Zeitraum von 1964 bis 2024 zum Thema Volumendiagnostik und Volumenreagibilität, insbesondere bei Verbrennungspatient*innen, analysiert. Für das Flüssigkeitsmanagement bei schweren Verbrennungen wurden Leitlinien und Studien im gleichen Zeitraum herangezogen.



Ergebnisse:

Der PLR-Test zeigte mit einer gepoolten Sensitivität von 89,4% und gepoolten Spezifität von 91,4% die höchste diagnostische Güte eine Volumenreagibilität vorherzusagen. SVV und PPV zeigten ebenfalls bei PPV-Werten ≥ 13% eine Sensitivität von 91% volumenreagible Patient*innen zu erkennen und bei Werten ≤ 9% eine hohe Spezifität diese auszuschließen. Erweiterte Parameter vom PiCCO-System wie GEDVI und ITBVI wiesen bei einem Schwellenwert von ≥ 15% eine Sensitivität und Spezifität von jeweils 71% und 94% auf, aber bei geringer und schwacher Studienlage. VCI-KI und VCI-DI haben bei der Sonographie der Vena cava inferior mehrfach eine Sensitivität über 70% und eine Spezifität über 80% gezeigt. Der VCI-DI wies sowohl eine Sensitivität als auch eine Spezifität bis zu 90% auf. VCI-DM war der schwächste der drei Parameter und konnte höchstens die Einteilung von Patient*innen in die Gruppen hypovoläm, normovoläm, und hypervoläm unterstützen aber keine Volumen-reagibilität vorhersagen. Der ZVD konnte weder verlässliche Aussagen über den Volumenstatus noch über die Volumenreagibilität machen, sodass dieser in der Volumendiagnostik von Verbrennungspatient*innen als obsolet anzusehen ist.

Die Flüssigkeitssubstitution sollte primär durch Kristalloide und mit einer der etablierten Formeln wie der Parkland-Formel, der modifizierten Brooke-Formel oder der Rule of Ten erfolgen. Bei hohem Flüssigkeitsbedarf (z.B. größer als Parkland Formel), bei sehr großflächigen Verbrennungen oder hämodynamischer Instabilität sollte die Gabe von Humanalbumin erwogen werden. Der Einsatz von FFPs ist aufgrund fehlender Studienlage noch nicht zu empfehlen. HES sollte aufgrund renaler Nebenwirkungen und teils erhöhter Mortalität nicht verwendet werden. Es scheint empfehlenswert die stündliche Urinproduktion ≥ 0,5 ml/kg KG pro Stunde tu halten, um eine Nierenschädigung per KDIGO-Definition zu vermeiden, während die Flüssigkeitssubstitution ≥ 250 ml/kg innerhalb der ersten 24 Stunden nicht überschreiten sollte, um das Risiko eines abdominelles Kompartmentsyndrom zu vermindern.



Zusammenfassung:

Für die Volumendiagnostik bzw. Volumenreagibilität von Verbrennungs-patient*innen sollten primär PLR-Test, SVV, und PVV zur Anwendung kommen, sofern dies vom Verletzungsmuster möglich ist. Erweiterte hämodynamische Parameter wie GEDVI und ITBVI und Parameter der VCI-Sonographie können für die Diagnostik zusätzlich herangezogen werden. Die Anwendung von VCI-DM und ZVD haben keinen hohen Stellenwert. Flüssigkeitssubstitution sollte initial formelbasiert und primär mit Kristalloiden erfolgen, aber innerhalb der ersten Stunden an die Patient*innenbedürfnisse adaptiert werden. Dabei scheint es empfehlenswert, die Urinproduktion ≥ 0,5 ml/kg/h und das Gesamtvolumen ≤ 250 ml/kg innerhalb der ersten 24 Stunden zu halten, um gewisse Komplikationen zu reduzieren. Die Gabe von Humanalbumin kann erwogen werden. FFPs sollten aufgrund fehlender Studienlage und HES aufgrund erhöhtem Nebenwirkungsprofil nicht verabreicht werden.  
 Verbrennungen;Volumenstatus;Flüssigkeitssubstitution;Zentraler Venendruck;ZVD; Vena cava inferior;VCI;Durchmesser;Kollabierneigungsindex,Distensionsindex;Kristalloid;Kolloid;Frischplasma;ffp;Humanalbumin;Schlagvolumen;Schlagvolumenvariabilität;Pulsdruck;Pulsdruckvariabilität;Puls Contour Cardiac Output;PICCO;Thermodilution;Pulskonturanalyse;Urinproduktion;Parkland Formel;Baxter Formel;Brooke Formel  
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Manus, Philipp Christian
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Hellweg, Christoph; Univ. FA Dr.med.univ.
  Zajic, Paul; Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med. DESA