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Diplomarbeit - Detailansicht

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Bibliografische Informationen
 Die Rolle von nicht-hormonellen Laborparametern in der Diagnosestellung der Immuncheckpoint-Inhibitor-vermittelten Hypophysitis  
 Einleitung: Immun-Checkpoint-Inhibitoren (ICIs) sind heutzutage ein wichtiger Bestandteil von antineoplastischen Therapiestrategien. Aufgrund ihres neuartigen Wirkmechanismus, welcher in erster Linie auf einer Aktivierung der intrinsischen Anti-Tumorzell-Aktivität von T-Zellen beruht, ergibt sich ein völlig neues Nebenwirkungsspektrum im Vergleich zu konventionellen Tumortherapien. Eine dieser Nebenwirkungen ist die Immun-Checkpoint-Inhibitor-vermittelte Hypophysitis (ICIH). Diese tritt vor allem vermehrt unter Therapie mit CTLA-4-Inhibitoren auf. Während es bei PD-1-/PD-L1-Inhibitoren hauptsächlich zu einer isolierten zentralen Nebenniereninsuffizienz (AI) kommt, verursacht ein CTLA-4-ICIH häufig multiple Hormondefizite, überwiegend im Bereich der Adenohypophyse. Da es sich bei der Hypophysitis um eine potenziell lebensbedrohliche Komplikation der ICI-Therapie handelt, sind ein rechtzeitiges Erkennen und eine entsprechende therapeutische Intervention von herausragender Bedeutung. Während regelmäßige Bestimmungen von ACTH, Cortisol sowie Schilddrüsen-Parametern zum Zweck der Früherkennung und der Diagnostik etabliert sind, fanden nicht-hormonelle Parameter wie Elektrolyte und Blutbild diesbezüglich bisher nur wenig Beachtung. Da sie, anders als hormonelle Parameter, jederzeit und schnell verfügbar sind, ist die Erforschung ihrer Bedeutung in diesem Kontext besonders wichtig.



Methoden: In dieser retrospektiven Kohortenstudie wurde eine Analyse von seriell bestimmten Parametern, nämlich Serum-Natrium sowie den absoluten und relativen eosinophilen Granulozyten (EGZ) zu Beginn der ICI-Therapie, vor der Diagnose sowie zum Diagnosezeitpunkt der ICIH durchgeführt. Die Hypothese war, dass es beim Auftreten einer Hypophysitis mit corticotroper Insuffizienz zu einer Veränderung der EGZ sowie des Serum-Natriums kommt. Zusätzlich erfolgte eine Literaturrecherche unter Verwendung der Datenbank PubMed. Hierbei wurde mithilfe von entsprechenden „MeSH-Terms“ zu Veränderungen von nicht-hormonellen Parametern aufgrund einer ICIH wie auch allgemein aufgrund von hormonellen Defiziten nachgeforscht.



Resultate: Nicht-hormonelle Laborparameter spielen im Kontext der ICIH-Diagnose eine untergeordnete Rolle. Als wichtigster diagnostischer Parameter ist Serum-Natrium, aufgrund der Häufigkeit der Manifestation einer Hyponatriämie zum Diagnosezeitpunkt, zu nennen. Als wichtigster prädiktiver Wert ist der Anstieg der absoluten und relativen EGZ zu nennen.

In der durchgeführten retrospektiven Kohortenstudie gab es keine signifikanten Unterschiede bezüglich der absoluten oder relativen EGZ verglichen zwischen den drei Messzeitpunkten. Dennoch wiesen 25 % (4/16) Patienten*innen zum Diagnosezeitpunkt eine Eosinophilie vor. Serum-Natrium zeigte hingegen signifikante Unterschiede zwischen Baseline- und Diagnose-Werten (pangepasst = 0,004) sowie zwischen Vor-Diagnose- und Diagnose-Werten (pangepasst = 0,004), nicht jedoch zwischen Baseline- und Vor-Diagnose-Werten (pangepasst = 1,000). 46,6 % der Patienten*innen hatten zum Diagnosezeitpunkt eine Hyponatriämie.



Conclusio: Nicht-hormonelle Parameter können in der Diagnose der ICIH hormonelle Parameter nicht ersetzen, können aber eine Hilfestellung gemeinsam mit dem klinischen Kontext bieten. Die aktuelle Studienlage ist spärlich und es gibt nur wenige retrospektive Arbeiten, welche eine serielle Messung von nicht-hormonellen Laborparametern vor der Manifestation einer ICIH untersucht haben. Ergänzend zur Bestimmung von Hormonprofilen erscheinen die diagnostische Begutachtung von Serum-Natrium und EGZ sowie die Verlaufskontrolle von EGZ als sinnvoll. Neben klinischen Beschwerden, hormonellen Defiziten und hypophysären MRT-Veränderungen können sie weitere diagnostische Hinweise bieten. In der durchgeführten retrospektiven Kohortenstudie konnte weder für Natrium noch für EGZ eine prädiktive Wertigkeit abgeleitet werden. Ein prädiktiver Anstieg von EGZ konnte jedoch in einigen kleinen Studien aufgezeigt werden, wobei weitere Forschung diesbezüglich notwendig ist.

 
 Immun-Checkpoint-Inhibitoren; Hypophysitis; nicht-hormonelle Parameter; Diagnostik; prädiktive Parameter; Serum-Natrium; Eosinophile Granulozyten  
 
 2024  
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Jecl, Florian Philipp
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Innere Medizin
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Theiler-Schwetz, Verena; Univ. FÄ Priv.-Doz. Dr.med.univ. PhD.
  Trummer, Christian; Univ. FA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.