| Zusammenfassung
Einleitung
Bei der Nephropathia epidemica (NE) handelt es sich um eine durch Puumalaviren (PUUV) übertragene Form des in Europa vorkommenden hämorrhagischen Fiebersyndroms mit Nierenbeteiligung (HFRS). Die Übertragung findet hauptsächlich über den Kontakt mit Ausscheidungsprodukten infizierter Rötelmäuse statt. Obwohl ein ansteigendes Auftreten von Infektionen zu beobachten ist, sind aktuell nur vereinzelte pädiatrische Arbeiten zu diesem Thema zu finden.
Ziel
Ziel dieser Arbeit ist es, klinische Daten sowie Laborparameter infizierter Kinder und Jugendlicher in Österreich von 2008-2021 mit Ergebnissen bereits publizierter Studien zu vergleichen. Darüber hinaus soll untersucht werden, ob ähnliche laborchemische und klinische Parameter als Indikatoren für einen schweren Krankheitsverlauf wie bei Erwachsenen dienen können, um ein effektives Patientenmanagement zu gewährleisten. Der theoretische Schwerpunkt der Arbeit besteht aus einer umfassenden Literaturrecherche.
Methoden
Bei vorliegender Arbeit handelt es sich um eine multizentrische, retrospektive Datenanalyse. In die Studie eingeschlossen wurden Kinder und Jugendliche zwischen 0-18 Jahren, die mit positivem PUUV-IgM-Schnelltest und bestätigten IgM/IgG-Antikörpern zwischen 2008-2021 an einem österreichischen Krankenhaus stationär aufgenommen wurden. Die Auswertung von Patientendaten erfolgte aus der elektronischen Patientendatenbank und der Analyse von Arztbriefen.
Ergebnisse
Zwischen 2008-2021 wurden 38 Personen unter den genannten Einschlusskriterien aufgenommen. Über die Hälfte der Fälle wurden am Univ. Klinik für Kinder- und Jugendheilkunde, Graz stationär behandelt. 74% der Fälle waren männlich. Das mediane Alter bei Infektion lag bei 15,5 Jahren. Als häufigster Infektionshergang wurden Aufräumarbeiten in Gebäuden am Waldrand angegeben. Innerhalb der Beobachtungszeit wurden keine Todesfälle von Minderjährigen durch eine PUUV-Infektion beobachtet. Die mediane Hospitalisierungsdauer betrug sechs Tage. In Bezug auf die klinische Symptomatik zeigten sich folgende Ergebnisse: Fieber als häufigstes Symptom mit 86,84%, okuläre Symptomatik 55,3%, Diarrhö 31,6%, Arthralgie 23,7%, Bauchschmerz 18,4%, Husten 15,8%, Epistaxis 13,2%, Dyspnoe und Flankenschmerz 5,3%. Laborchemisch trat bei 87% der Kinder eine Thrombopenie auf. Zudem wiesen 42% der Kinder und Jugendlichen eine Lymphopenie auf. Bezogen auf die glomeruläre Filtrationsrate, zeigte sich bei allen eine eingeschränkte Nierenfunktion.
Schlussfolgerung
Das Krankheitsbild der NE bei pädiatrischen Patienten*innen ähnelt stark jenem von Erwachsenen, allerdings mit vorwiegend milderem Verlauf und keinen Todesfällen bei unserem Patientenklientel. Bei zwei männlichen Patienten mit der Risikokonstellation Lymphopenie und Dyspnoe konnte ein schwerwiegenderer Krankheitsverlauf festgestellt werden. Weitere prospektive pädiatrische Studien sind erforderlich, um zu zeigen, ob diese einfach zu erfassende Korrelation sich als prognostischer Parameter eignet, Risikopatienten zu erfassen. |