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Bibliografische Informationen
 Intoxikationen mit kardial wirksamen Substanzen und Notwendigkeit einer intensivmedizinischen Behandlung im Kindes- und Jugendalter - Eine retrospektive Analyse  
 Hintergrund: Regelmäßig werden Kinder und Jugendliche aufgrund von Intoxikationen auf die pädiatrische Intensivstation aufgenommen. Ziel dieser Arbeit ist es, Zahlentrends, Veränderungen, Entwicklungen und eventuelle kardiale Auswirkungen der intensivpflichtigen pädiatrischen Intoxikationen im Zeitraum von 2018 bis inklusive 2022 im Einzugsgebiet des Universitätsklinikums Graz zu erkennen und darzustellen.



Methode: Insgesamt wurden 296 Patient*innen im Alter von 0 bis 18 Jahren in die Analyse eingeschlossen, welche im Zeitraum vom 1. Januar 2018 bis zum 31. Dezember 2022 aufgrund einer Intoxikation auf der pädiatrischen Intensivstation des Universitätsklinikums für Kinder- und Jugendheilkunde in Graz behandelt worden waren. Mittels „openMEDOCS“ erfolgte eine Datenrecherche, in der eine Vielzahl an Parametern – darunter beispielsweise demographische Daten, die konsumierten Substanzen und suizidale Intentionen - in Microsoft Excel erfasst und anschließend statistisch ausgewertet wurden.



Ergebnisse: Das Durchschnittsalter der 296 Patient*innen lag bei 14,72 Jahren, nur in 15 Fällen waren Patient*innen unter zehn Jahre alt, zwei Patient*innen verstarben an den Folgen der Intoxikation. Es konnte ein konstanter Anstieg der Intoxikationsfälle über die Jahre mit einem starken Peak im Jahr 2021 dargestellt werden. Zudem wurden mehr Intoxikationen im Frühjahr und Sommer im Vergleich zu den Herbst- und Wintermonaten dokumentiert. In Bezug auf die COVID-19-Pandemie zeigte sich, dass die Zahl der Intoxikationen während der drei Lockdowns mit Schulschließungen weniger stark gestiegen war, jedoch die Zahlen nach dem dritten Lockdown dafür umso stärker anstiegen. Bei mehr als drei Viertel aller Intoxikationsfälle handelte es sich um weibliche Patientinnen. Vor allem im Jahr 2021 stieg die Zahl der Intoxikationen – insbesondere in suizidaler Intention - unter den Mädchen stark, die Zahl der Intoxikationen von männlichen und sich als divers identifizierenden Patient*innen blieb über die gesamten fünf Jahre hinweg relativ konstant. Die Gesamtzahl der Intensivtage verhielt sich, bis auf einen Ausreißer im Jahr 2018, konkordant zum generellen Anstieg der Fallzahlen im Zeitraum. Grundsätzlich zeigte sich eine konstante Überzahl an Intoxikationen, welche zu Hause stattfanden. Auffällig häufig war das Vorhandensein von psychischen Vorerkrankungen bei den Patient*innen. Fast ein Drittel dieser vorerkrankten Patient*innen intoxikierte sich mit der täglich eingenommenen psychiatrischen Dauermedikation. Die im Rahmen aller Intoxikationen eingenommenen Substanzen waren vielfältig. Neben Alkohol, Antipsychotika, SSRIs und Paracetamol wurden häufig auch andere Substanzen konsumiert (beispielsweise NSARs, Benzodiazepine oder Opioide). Kardiale Auswirkungen der Intoxikationen waren nur gelegentlich festzustellen. Am häufigsten konnten eine Tachykardie (64-mal), Hypotonie (38-mal) und QTc-Verlängerung (25-mal) objektiviert werden. Bei einer Intoxikation mit SSRIs war nur in 25 Prozent der Fälle eine QTc-Verlängerung auswertbar. Ein Drittel der dokumentierten EKGs und ein Viertel der Echokardiographien wiesen Auffälligkeiten auf. In sieben Prozent aller Intoxikationen war die Gabe von Katecholaminen notwendig.



Schlussfolgerung: In den letzten Jahren zeigte sich ein konstanter Anstieg der intensivpflichtigen Intoxikationsfälle unter Kindern und Jugendlichen. Insbesondere im Jahr 2021 war innerhalb mehrerer Parameter ein Zahlenanstieg beziehungsweise eine Veränderung zu verzeichnen, was möglicherweise mit der COVID-19-Pandemie sowie mit anderen herausfordernden Problematiken von Kindern und Jugendlichen zusammenhängen könnte. Kardiale Auswirkungen und Komplikationen konnten nur gelegentlich festgestellt werden. In den meisten Fällen war keine spezifische Behandlung notwendig. Die Patient*innen konnten die Intensivstation mehrheitlich nach umfassender Observanz schnell wieder verlassen.  
 Intoxikation; pädiatrische Intensivstation; Suizidalität; Substanzkonsum; COVID-19-Pandemie; QTc-Verlängerung  
 
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 Kinderheilkunde
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Kölbl, Elisabeth
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Kurath-Koller, Stefan; Ass.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.
  Öffl, Nathalie Maria; Univ. FÄ Dr.med.univ.