| Das Prostatakarzinom stellt aufgrund seiner Häufigkeit ein wesentliches Gesundheitsproblem zahlreicher Männer in den westlichen Industrieländern dar. Zu den erwiesenen Risikofaktoren zählt neben dem Alter auch eine positive Familienanamnese, wobei dabei verschiedene erbliche Mechanismen eine Rolle spielen.
Ein hereditäres Prostatakarzinom liegt Schätzungen zufolge in etwa 9% aller Erkrankungsfälle vor und kann als Untergruppe einer familiären Häufung verstanden werden, der durch autosomal dominante Vererbung pathogener Mutationen in verschiedenen Tumorsuppressorgenen verursacht wird. Zu diesen Genen zählen neben den beiden BRCA-Genen auch das Gen p53, sowie die für das Lynch-Syndrom verantwortlichen Gene MLH1, MSH2, MSH6 und PMS2 sowie solche mit moderater Penetranz wie CHEK2.
Prostatakarzinome, die aufgrund solcher Mutationen entstanden sind, weisen Charakteristika wie einen aggressiveren klinischen Verlauf und ein jüngeres Erkrankungsalter auf und sind daher als besonders problematisch einzustufen. Durch die Entdeckung der synthetischen Letalität und die Entwicklung der PARP-Inhibitoren, die die homologe Rekombinationsdefizienz dieser Tumorzellen nutzen, wurde erstmals eine gezielte Behandlung solcher Karzinome bei Kenntnis des Mutationsstatus möglich.
Aufgrund des mittlerweile breiten Einsatzes des Next Generation Sequencing findet die Identifizierung von Personen mit hereditären Prostatakarzinomen zunehmend Einzug in klinische Routinebehandlung und ermöglicht so eine personalisierte Behandlung in Richtung Präzisionsonkologie. |