| EINLEITUNG: Seit Jahrzehnten werden antibiotikahaltige Knochenzemente (ALBC) erfolgreich im chirurgischen/orthopädischen Bereich eingesetzt. Im Gegensatz zu systemischer Antibiotika Therapie erlaubt der lokale Einsatz solcher Wirkstoffe das Erreichen hoher Konzentrationen am Ort der Infektion und damit die vollständige Eradikation der jeweiligen Pathogene. Die dadurch zusätzlich erreichte Vermeidung hoher systemischer Konzentrationen mindert das Risiko und die Intensität systemischer Nebenwirkungen. Die Pro-Implant Foundation (PIF) veröffentlicht regelmäßig detaillierte und pathogen-spezifische Empfehlungen zum Einsatz von Antibiotika haltigen Knochenzementen für ein- oder zweistufige Protokolle zum Gelenksersatz. Aufgrund der fraglichen Kombinierbarkeit von ß-Lactam Antibiotika mit PMMA Zementen werden für derartige Kombinationen nur sehr selten Empfehlungen ausgesprochen. Es ist daher dringlich zu evaluieren ob und wie sich die Zugabe von ß-Lactam Antibiotika zu PMMA Zementen hinsichtlich der Stabilität und der antimikrobiellen Aktivität auswirkt um eine rationale und sichere klinische Anwendung zu ermöglichen. MATERIAL UND METHODEN: Es wurden vier verschiedene PMMA Zemente (Palacos® R, Palacos® R+G, Copal® G+C, Copal® G+V) mit verschiedenen Konzentrationen an Ampicillin (2,5% und 7,5%), Piperacillin/Tazobactam (11,25% und 22,5%) und Cefuroxim (2,5% und 7,5%) vermischt und entsprechende Prüfkörper hergestellt. Zur Bestimmung der mechanischen Kenngrößen wurden Tests gemäß ISO 5833 und DIN 53435 durchgeführt. Die antimikrobielle Wirksamkeit wurde mittels Hemmhoftests in Dreifachbestimmung untersucht. ERGEBNISSE: Alle getesteten Antibiotika konnten erfolgreich mit PMMA Zementen kombiniert werden ohne signifikante Inhomogenität zu bedingen. Der Einfluss auf das Biegemodul (ISO 5833) war vernachlässigbar, während sowohl für die Biegefestigkeit (ISO 5833) und die Schlagzähigkeit nach Dynstat (DIN 53435) signifikante Veränderungen beobachtet werden konnten. Insgesamt zeigte sich ein näherungsweise linearer Zusammenhang zwischen der zugegebenen Antibiotikamenge und der Abnahme der erwähnten mechanischen Kenngrößen. Die antimikrobielle Wirksamkeit zeigte eine starke Abhängigkeit vom jeweiligen Bakterienstamm, war jedoch für alle getesteten Stämme für zumindest 28 Tage nachweisbar. DISKUSSION: ß-Laktam Antibiotika können ohne kritischen Wirkungsverlust mit PMMA Zementen kombiniert werden ohne dabei die mechanische Stabilität intolerabel zu mindern. Fallspezifische Empfehlungen für die klinische Anwendung können entsprechend des vorliegenden Antibiogramms getroffen werden. Dies ist besonders in Fällen, in welchen keine Allergien vorliegen und sonst andere Antibiotika zum Einsatz kommen würden von großer praktischer Bedeutung. |