| Immundefiziente Patient*innen sind besonders anfällig für schwere Infektionen und waren während der COVID-19-Pandemie einem erhöhten Risiko ausgesetzt. Als 2021 die ersten COVID-19-Impfstoffe verfügbar wurden, war unklar, ob diese Patient*innen eine effektive Immunantwort entwickeln und von der Impfung profitieren würden.
Zur Beantwortung dieser Frage initiierten wir die prospektive, multidisziplinäre CoVVac-Studie mit Patient*innen mit primären Immundefekten, sekundären Immundefizienzen infolge hämatologischer Malignome oder B-Zell-Depletion bei Autoimmunerkrankungen sowie gesunden Kontrollen. Ziel war es, humorale und zelluläre Immunantworten zu charakterisieren, prädiktive Biomarker zu identifizieren und klinische Impfempfehlungen abzuleiten.
Insgesamt 372 Proband*innen wurden über sechs Studienvisiten begleitet: vor der ersten COVID-19-Impfung (Baseline), nach der ersten sowie zweiten Dosis und bei weiteren Follow-ups. Es wurden Lymphozytensubsets, SARS-CoV-2-Antikörpertiter sowie die T-Zell-Reaktivität mittels IFN-γ ELISpot und Durchflusszytometrie analysiert.
Immundefiziente Patient*innen wiesen signifikant niedrigere Serokonversionsraten im Vergleich zu Gesunden auf, am ausgeprägtesten unter B-Zell-depletierender Therapie. Die Zahl naiver B-Zellen korrelierte stark mit den Antikörpertitern und konnte mit einem Schwellenwert von ≥ 60 naiven B-Zellen pro µl zuverlässig eine robuste humorale Antwort voraussagen. Trotz humoraler Immundefizienz entwickelten Patient*innen mit Autoimmunerkrankungen unter B-Zell-Depletion relevante T-Zell-Antworten; jedoch waren die TNF-α-Produktion durch CD4+- und Granzym-B-Produktion durch CD8+-T-Zellen signifikant reduziert und das Zytokin-Korrelationsmuster gestört. Im Gegensatz dazu zeigten Patient*innen mit primärem Immundefekt vergleichbare T-Zell-Antworten wie gesunde Kontrollen.
Diese Arbeit zeigt, dass SARS-CoV-2-mRNA-Impfstoffe auch bei schwerer humoraler Immundefizienz effektive T-Zell-Antworten induzieren können und daher empfohlen werden sollten. Zudem erwies sich die Zahl naiver B-Zellen als praktischer Biomarker zur Vorhersage der Serokonversion. Weitere Studien sind erforderlich, um krankheitsspezifische Unterschiede sowie Dauer und klinische Wirksamkeit T-Zell-vermittelter Impfantworten zu untersuchen – mit dem Ziel, verlässliche klinische Schutzkorrelate zu definieren.
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