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Bibliografische Informationen
 Pneumothorax nach kardiopulmonaler Reanimation - eine unterschätzte Komplikation?  
 Einleitung

Pneumothorax kann bei der kardiopulmonalen Wiederbelebung (CPR) als unerwünschte Komplikation auftreten, welche fallweise sogar potentiell lebensbedrohlich sein kann. Ziel war es, in zwei Studienprojekten die Inzidenz des Pneumothorax sowohl in Patient*innen nach außerklinischem Herz-Kreislaufstillstand, als auch im Thiel-konservierten Leichenmodell unter simulierter CPR zu untersuchen. Darüber hinaus war in der klinischen Studie die Identifikation von möglichen Risikofaktoren für die Entstehung des Pneumothorax nach CPR sowie dessen Assoziation mit Outcomes von besonderem Interesse.



Methoden

Die klinische Studie wurde durchgeführt als retrospektive Datenanalyse von Patient*innen im Zeitraum von 03/2014 bis 12/2021, die nach außerklinischem Herz-Kreislaufstillstand vom Notarzteinsatzfahrzeug des Universitätsklinikum Graz in Österreich versorgt und anschließend hospitalisiert wurden. Es wurde ein Datensatz entsprechend der Utstein-Style- Empfehlungen erstellt und zur Beurteilung des Vorliegens eines Pneumothorax die erste bildgebende Untersuchung des Thorax nach Krankenhausaufnahme ausgewertet.

Im Rahmen der experimentellen Studie wurden 11 Leichen, die mit der Thiel’schen Methode konserviert wurden, einer simulierten kardiopulmonalen Reanimation mittels mechanischer Kompressionshilfe und mechanischer Beatmung unterzogen. Nach der initialen Rekrutierung der Lunge sowie nach jedem zweiminütigen CPR-Zyklus wurde bilateral eine Lungensonografie zur Pneumothorax-Detektion durchgeführt. Am Ende des Protokolls erfolgte eine bilaterale Finger-Thoracostomie zur Identifikation eines Spannungspneumothorax (erkennbar durch Entweichen von Luft aus dem Pleuraspalt).



Ergebnisse

Wir konnten 237 Patient*innen nach außerklinischem Herz-Kreislaufstillstand in unsere klinische Studie einschließen. Bei 26 Patient*innen (11,0%) war nach Aufnahme im Krankenhaus ein Pneumothorax nachweisbar. Vorbestehende obstruktive Lungenerkrankungen waren signifikant mit dem Auftreten eines Pneumothorax nach CPR assoziiert, diese Subgruppe zeigte eine Inzidenz von 23,0%. Eine signifikante Assoziation des Pneumothorax mit Outcome-Parametern konnte nicht festgestellt werden.

In der experimentellen Studie war bei 8 von 11 (72.7%) Thiel-konservierten Leichen im Verlauf des Studienprotokolls ein Pneumothorax nachweisbar. Dieser zeigte sich in 4 Fällen unilateral, während in den übrigen 4 Fällen ein bilateraler Spannungspneumothorax vorlag. Die Wahl eines höheren Beatmungsdrucks bei der Rekrutierung der Lunge (35cm H2O statt 30 cm H2O) war signifikant (p=0.0024) mit dem Auftreten eines Spannungspneumothorax assoziiert.



Schlussfolgerung

Das Auftreten eines Pneumothorax nach kardiopulmonaler Reanimation ist keine seltene Komplikation und tritt bei mehr als einem von zehn Patient*innen nach außerklinischem Herz-Kreislaufstillstand auf. Vorbestehende obstruktive Lungenerkrankungen scheinen ein relevanter Risikofaktor in der Entstehung zu sein.

Im Rahmen von simulierter CPR an Thiel-konservierten Leichen konnte ein Pneumothorax deutlich häufiger beobachtet werden als in klinischen Kohorten. Der Beatmungsdruck bei der Rekrutierung der Lunge scheint maßgeblich zur Entstehung beizutragen. Diese Erkenntnis sollte bei der Konzeption zukünftiger CPR-Studien mit Thiel-konservierten Leichen berücksichtigt werden.  
   
 
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 Notfallmedizin
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Auinger, Daniel Famara; Dr.med.univ.
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin
 UO 790 202 Dr.-Studium der medizin. Wissenschaft; Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Prause, Gerhard; Ao.Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Smolle-Juettner, Freyja-Maria; Univ.-Prof. Dr.med.univ.
  Heschl, Stefan; Univ. OA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.