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Bibliografische Informationen
Titel
Hämatothorax bei PatientInnen mit medikamentös induzierter Gerinnungsstörung
Kurzfassung
HINTERGRUND: Eine antithrombotische Therapie (AT) mit Antikoagulantien oder Thrombozytenaggregationshemmern wird heutzutage verbreitet angewandt (bei Arrhythmien, nach Stentimplantationen, thrombembolischen Ereignissen etc.). Aus dieser medikamentösen Störung der Hämostase können einige Komplikationen resultieren und insbesondere bei Akutoperationen und Traumen drohen erhöhte Blutverluste.
Beim Hämatothorax (HT) können ebenfalls enorme Blutverluste und kritische Verläufe auftreten. Auch nach dem Überstehen der Akutsituation können sich weitere Komplikationen durch unvollständig entleerte Blutreste ergeben (Blutkoagel, pleurale Adhäsionen und Verschwartungen, Empyeme). Bisher wurde erst wenig untersucht, welchen Einfluss dabei eine AT auf die Entstehung, den Verlauf, die Therapien und das Outcome von Hämatothoraces hat. Ziel dieser Studie war es, darüber neue Erkenntnisse zu gewinnen.
METHODEN: In diese retrospektive Studie wurden 104 PatientInnen inkludiert, die zwischen 01/2009 bis 12/2017 wegen eines HT am LKH-Univ. Klinikum Graz behandelt wurden. Die PatientInnen hatten folgende Dauermedikationen: direkte orale Antikoagulantien (DOAKs, N=6), Cumarine (N=16), Thrombozytenaggregationshemmer (PLT-, N=20); die Medikation wurde meist schnell pausiert. Es erfolgte ein Vergleich mit PatientInnen ohne antithrombotische Dauermedikation (N=61).
Während des stationären Aufenthaltes erfolgte eine Thromboseprophylaxe mit Fragmin (Dalteparin, N=25) und Lovenox (Enoxaparin, N=76), es erfolgte ein Vergleich der beiden Medikamente untereinander.
Folgende Variablen wurden zur Beurteilung des Krankheitsverlaufs analysiert: Kran-kenhaustage (KH-Tage), Thoraxdrainagetage (TSD-Tage), Gabe von Erythrozytenkonzentraten (EKs), Hämoglobinabfall <9 g/dl (Hb<9), Intensivbehandlung (ICU), invasive Therapien und Blutwerte.
ERGEBNISSE: Eine Therapie mit DOAKs ergab eine signifikante Verkürzung der KH-Tage (p=0,031) und TSD-Tage (p=0,006). Eine Therapie mit Cumarinen ergab eine signifikante Verlängerung der KH-Tage (p=0,035), hingegen keinen signifikanten Einfluss auf die TSD-Tage; es ergaben sich bis eine Woche nach dem Pausieren signifikante Unterschiede zum mittleren INR-Normwert 1,0. Eine Therapie mit PLT- zeigte keine signifikanten Einflüsse auf die KH-Tage und TSD-Tage. Eine Therapie mit Dalteparin zeigte eine signifikante Verlängerung der KH-Tage (p=0,009) und TSD-Tage (p=0,025), verglichen mit Enoxaparin. Zusammenhänge zwischen Antithrombotika und einer Gabe von EKs, Hb<9 und ICU-Aufenthalten wurden nicht gefunden; nur bei Dalteparin ergab sich ein signifikanter Zusammenhang mit einem Hb<9 (p=0,011) sowie in Blutbildanalysen an einigen Tagen signifikant niedrigere Hb-Werte gegenüber Enoxaparin.
Die durchschnittlichen(±SD) KH-Tage aller PatientInnen waren 13,4±7,9d, die durchschnittlichen TSD-Tage 8,4±4,9d. Viele Personen waren im höheren Alter (62,8±17,8J) und männlich (74%). Neben schweren Traumen genügten oft (50%) bereits Stürze als Auslöser.
Auch gab es Hinweise für komplizierte Verläufe: VATS/Thorakotomie (33%), ICU-Aufenthalt (64%), EKs (16%), Hb<9 (28%), Empyem (6%). In Blutbildanalysen zeigte sich zudem nach einer TSD-Anlage=TSD-Tag0 bis zum TSD-Tag3 ein signifikanter Hb-Abfall um durchschnittlich -1,7 g/dl (p<0,001) und CRP-Anstieg um durchschnittlich +90 mg/l (p<0,001). Ein Patient (unter Marcumar-Therapie) verstarb im Krankenhaus am HT und weiteren Komorbiditäten, die HT-Ursache war eine ZVK-Anlage.
SCHLUSSFOLGERUNG: Bereits leichte Unfälle und Traumen können zu starken Einblutungen in die Pleurahöhle führen, teilweise auch erst mit einigen Tagen Verzögerung. Zudem waren häufig komplexe thoraxchirurgische Eingriffe erforderlich und in der Literaturrecherche zeigten sich noch einige Unklarheiten bezüglich der besten Therapie. Eine weitere Optimierung dieser ist nötig, um Sekundäreingriffe zu reduzieren.
Obwohl auch bei einer AT meist innerhalb weniger Tage nach dem Pausieren der Medikation die Anlage einer Thoraxdrainage erfolgte, wurden insgesamt nur wenige verschlechternde Auswirkungen auf den HT-Verlauf gefunden. Eine Therapie mit DOAKs und PLT- zeigte kaum negative Auswirkungen auf den Krankheitsverlauf. Bei Cumarinen ergab sich zumindest eine Verlängerung der KH-Tage und spät normalisierende Gerinnungswerte, weshalb insbesondere bei invasiven Eingriffen größere Vorsicht gilt.
Die statistischen Ergebnisse liefern Hinweise dafür, dass bei einem HT eine Thromboseprophylaxe mit Enoxaparin besser sein könnte als mit Dalteparin, da die TSD-Tage (=Blutungsdauer) kürzer und Hb-Abfälle weniger stark waren.
Aufgrund einiger Limitationen sind jedoch für aussagekräftigere Ergebnisse und Empfehlungen weitere Studien mit höherer Fallzahl nötig. Weiterhin bestehende Ergebnisse könnten Medikamentenunterschiede zwischen Dalteparin und Enoxaparin bestätigen und dadurch HT-Verläufe sowie andere postoperative Verläufe verbessern.
Schlagwörter
Hämatothorax, Antikoagulantien, Thrombozytenaggregationshemmer, Cumarine, DOAKs, Enoxaparin, Dalteparin, Ursachen, Therapien, Krankheitsverlauf
Anzahl Seiten
Publikationsjahr
2021
Volltext
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Sachgebiete
Thorax- und Hyperbare Chirurgie
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
Autor*in
Autor*in
Erkens, Timo
Betreuende Einrichtung / Studium
Betreuende Organisation
Universitätsklinik für Chirurgie
Studium
UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
Betreuer*in (intern)
Smolle-Juettner, Freyja-Maria; Univ.-Prof. Dr.med.univ.
Mitbetreuer*in (intern)
Fediuk, Melanie; Dr.med.univ.
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