| Hintergrund: Die Plazenta ist ein fetales Organ und Produktionsort für zahlreiche Schwangerschaftshormone und bioaktive Moleküle, die dazu beitragen den mütterlichen Organismus an die Schwangerschaft anzupassen, und um den heranwachsenden Fötus mit Nährstoffen, vor allem mit Glukose, zu versorgen. Um dies zu gewährleisten, entwickelt die Mutter in Laufe der Schwangerschaft eine Insulinresistenz. An diesem Prozess sind diese plazentaren Hormone und bioaktive Moleküle beteiligt. Durch Vergrößerung der β-Zellmasse und vermehrter Insulinsekretion wird der mütterliche Blutzuckerspiegel trotzdem im Normbereich gehalten. Eine Störung dieses kompensatorischen Prozesses, führt zur Entstehung von Gestationsdiabetes. Da die Inzidenz für Gestationsdiabetes bei Schwangerschaften mit Buben höher ist als bei Schwangerschaften mit Mädchen, scheint die Entstehung der Insulinresistenz oder die Anpassung der mütterlichen Insulinsekretion vom fetalen Geschlecht beeinflusst zu sein. Zielsetzung: Ziel dieser Literaturarbeit war es, Daten über bioaktive Moleküle zu erheben, die von der Plazenta sezerniert werden, in der mütterlichen Zirkulation messbar sind, und den mütterlichen Glukosestoffwechsel während der Schwangerschaft beeinflussen. Insbesondere wurde recherchiert, ob diese Faktoren eine Rolle bei der Entstehung von Gestationsdiabetes spielen könnten, und ob sie Unterschiede je nach fetalem Geschlecht aufweisen. Die Moleküle, zu denen die Literatur analysiert wurden, waren: Östrogen, Progesteron, hCG, hPL, pGH, PRL, APN, Leptin, TNF-α, Resistin, Visfatin, Apelin und AFABP. Methoden: Es wurde eine umfassende Literaturrecherche durchgeführt, um relevante Daten im Zeitraum zwischen 1972 und 2021 zu sammeln. Ergebnisse: Folgende Hormone sind bei GDM dysreguliert: hCG, APN, Leptin, TNF-α, Resistin, AFABP. Bei Schwangerschaften mit Buben besteht ein erhöhtes Risiko für GDM. Fetale Geschlechtsunterschiede wurden für hCG beschrieben. Bezüglich der anderen Hormone sind die Daten uneinheitlich. Konklusion: Es gab eine Vielzahl von Studien, die Geschlechtsunterschiede bei bioaktiven Molekülen, die von der Plazenta in die mütterliche Zirkulation abgegeben werden, untersuchen. Allerdings sind viele der Studien nur in relativ kleinen Kohorten durchgeführt worden, und unterschiedliche Rahmenbedingungen (Zeitpunkt der Messung in der Schwangerschaft, BMI der Mutter, Ethnizität) führen zu sehr variablen Ergebnissen. Lediglich für hCG wurde von einer Vielzahl an Studien gezeigt, dass bei Schwangerschaften mit einem weiblichen Fötus erhöhte mütterliche Serumspiegel vorliegen. Außerdem werden weitere Studien mit adäquater Studiengruppengröße benötigt, die den Zusammenhang zwischen Entstehung von Gestationsdiabetes unter Einfluss der plazentaren Hormone und dem fetalen Geschlecht parallel untersuchen. |