| Hintergrund: Typ-1-Diabetes (T1D) ist eine der häufigsten Stoffwechselerkrankungen im Kindes- und Jugendalter. Weitere Autoimmunerkrankungen, die häufig mit T1D im Zusammenhang stehen, sind Autoimmunthyreopathien (AITD), Zöliakie (CD), Autoimmungastritis (AG) und Morbus Addison. Bleiben diese assoziierten Erkrankungen unerkannt, können Komorbiditäten wie Wachstumsstörungen, verzögerter Pubertätseintritt, schlechte Blutzuckereinstellung und weitere Komplikationen auftreten. Ziel dieser Studie war es zu ermitteln, wie viele, der an T1D erkrankten Kinder und Jugendlichen, eine weitere Autoimmunerkrankung aufweisen, ob sich deren relativer Anteil verändert, welche dieser Erkrankungen am häufigsten auftreten, in welchem Alter diese diagnostiziert werden, wie lange die Patienten bei deren Diagnose bereits an Diabetes erkrankt sind und ob ein Geschlechtsunterschied besteht. Weiters wurde untersucht, ob und wie sich die Prävalenz der assoziierten Autoimmunerkrankungen seit 2008 verändert hat. Material und Methoden: Eine retrospektive Analyse von 303 Kindern und Jugendlichen (128 weiblich, 175 männlich), bei denen vor dem 18. Lebensjahr mit einem Durchschnittsalter von 7.1 ± 4.2 Jahren T1D diagnostiziert wurde und die an der Diabetesambulanz der Universitätsklinik für Kinder- und Jugendheilkunde Graz behandelt werden, wurde durchgeführt. Die untersuchten Daten von allen Patienten mit T1D umfassen: Geschlecht, Geburtsdatum, Datum der Diabetesmanifestation und Alter bei Diabetesmanifestation. Zusätzlich wurden bei Patienten mit weiteren Autoimmunerkrankungen Datum und Alter bei der Diagnose von positiven Antikörpern erhoben. Ergebnisse: 62 (20,5%) der 303 Kinder und Jugendlichen mit T1D entwickelten eine weitere assoziierte Autoimmunerkrankung. Mit 27% hatten weibliche Patienten eine signifikant höhere Prävalenz als männliche (14%, P <0,001). Im Vergleich zu 2008 stieg die Prävalenz um beinahe 30%, jedoch ohne Erreichung statistischer Signifikanz (P = 0,339). AITD wurde bei 35 Kindern und Jugendlichen (11,6%) festgestellt, mit einer deutlichen weiblichen Dominanz (24 weiblich, 11 männlich, P = 0,028). 33 Patienten (10,9%) entwickelten eine Hashimoto-Thyreoiditis (HT) und 2 Patienten (0,6%) einen Morbus Basedow (GD). Im Durchschnitt wurde eine AITD im Alter von 9,6 ± 4,2 Jahren und 2,2 ± 2,9 Jahre nach T1D Manifestation diagnostiziert. CD wurde bei 25 Kindern und Jugendlichen (8,3%) mit einem Durchschnittsalter bei Diagnose von 6,8 ± 4 Jahren festgestellt. Bei 75% der Kinder und Jugendlichen wurde CD vor dem 11. Lebensjahr diagnostiziert (P = 0,014). Die mittlere Diabetesdauer war 0,6 ± 1,7 Jahre und zeigt keinen signifikanten geschlechtsspezifischen Unterschied. AG wurde bei 9 Patienten (3%) festgestellt. Altersdurchschnitt bei Diagnosestellung war nach Pubertätsbeginn (13 ± 2,6 Jahre) und 6,4 ± 4,6 Jahre nach T1D Manifestation. Zwischen AG und Geschlecht wurde kein Zusammenhang beobachtet. Schlussfolgerung: Die hohe Prävalenz an Kindern und Jugendlichen, die zusätzlich zu T1D auch andere Autoimmunerkrankungen entwickeln, sowie die großen Altersunterschiede bei der Diagnose dieser weiteren Autoimmunerkrankungen, bekräftigen die Bedeutung regelmäßiger Screeningverfahren. |