Loading
Medizinische Universität Graz   Hilfe

Meine Abschlussarbeiten - Publikationen

Diplomarbeit - Detailansicht

Wichtigste Meldungen anzeigenMeldungsfenster schließen
Bibliografische Informationen
 Motorische Fatigue bei Personen mit Multipler Sklerose: Eine retrospektive Analyse klinischer und neuropsychologischer Korrelate motorischer Fatigue  
 Fragestellung: Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste neurologische Erkrankung, die bei jungen Erwachsenen zu körperlichen Beeinträchtigungen führt. Ein Großteil leidet zusätzlich an motorischer Fatigue – einer ausgeprägten körperlichen Erschöpfung, die unabhängig von physischer Belastung oder Einschränkung auftreten kann. Die Fatigue wird oft als größte Alltagsbeeinträchtigung wahrgenommen. Trotz hoher Prävalenz sind die pathophysiologischen Mechanismen sowie Zusammenhänge mit körperlicher Beeinträchtigung und neuropsychologischen Faktoren, nicht vollständig geklärt, was die Therapie erschwert. Daher ist das Ziel dieser Arbeit, die Fatigue-Prävalenz und deren Stabilität bei MS-Patient*innen am Universitätsklinikum Graz zu erfassen und die Zusammenhänge zwischen Fatigue, Expanded Disability Status Scale (EDSS) und Timed 25 Foot-Walk (T25FW) zu untersuchen, sowie den Einfluss von Resilienz auf motorische Fatigue zu explorieren.

Methodik: Es wurden klinische und neuropsychologische Daten von 191 Patient*innen analysiert. In Routinekontrollen wurden die allgemeine neurologische Beeinträchtigung (mittels EDSS) sowie Ganggeschwindigkeit (GS) (mittels T25FW) dokumentiert. Fatigue und Resilienz wurden durch neuropsychologische Tests mit der Fatigue Skala für Motorik und Kognition (FSMC) und der Resilienzskala-13 (RS-13) erfasst. Die Fatigue-Prävalenz wurde mittels deskriptiver Statistik beschrieben. Zur Untersuchung der Stabilität wurden T-Tests für abhängige Stichproben angewandt. Zudem wurden die Zusammenhänge zwischen motorischer/totaler Fatigue und EDSS sowie T25FW mittels Pearson-Korrelationen analysiert. Der Einfluss der Resilienz auf die motorische Fatigue und körperliche Beeinträchtigung wurde anschließend anhand einer Moderator-Analyse geprüft.

Ergebnis: Von den 191 inkludierten Personen waren 113 (59,2%) weiblich. 80 hatten eine Follow-Up-Visite (60% weiblich). Der EDSS lag im Median bei 1,5 (IQR=2,5), die GS im Mittel bei 1,94m/s (SD=0,48). Die Werte der totalen Fatigue lagen zwischen 20 und 99, der Mittelwert bei 50,87 (SD=19,38). Es wiesen 62,8% zumindest eine leichte totale Fatigue auf. Die motorische Fatigue lag zwischen 10 und 50, der Mittelwert bei 26,4 (SD=10,56) und 61,8% wiesen eine leichte bis starke motorische Fatigue auf. Über eine mittlere Zeitspanne von 1,47 Jahren blieben motorische und totale Fatigue, mit geringfügigen durchschnittlichen Verschlechterungen im Ausmaß von 0,48 bzw. 1,61 Punkten, weitgehend stabil (p>0,05). Es lagen moderate bis starke Korrelationen zwischen Fatigue und der EDSS sowie GS vor (p<0,001), wobei motorische Fatigue sowohl mit der EDSS (r=0,496) als auch dem T25FW (r=-0,539) stärker korrelierte als totale Fatigue (r=0,382; r=-0,459). Für 184 Patient*innen wurden Resilienz-Werte erfasst, welche im Mittel bei 72,93 (SD=11,54) lagen. Resilienz (β=-0,415/β=-0,351) erklärte sowohl mit der EDSS (β=0,456) als auch der GS (β=-0,472) 39,9% der Varianz der motorischen Fatigue (p<0,001). Resilienz wies jeweils keinen moderierenden Einfluss auf den Zusammenhang zwischen körperlicher Beeinträchtigung und Fatigue auf (korrigiertes R2=0,396, β=0,006/ korrigiertes R2=0,397, β=-0,034; p>0,05).

Conclusio: Fatigue ist unter MS-Patient*innen weit verbreitet, über einen Zeitraum von 1.5 Jahren stabil und weist einen moderaten bis starken Zusammenhang mit körperlicher Beeinträchtigung auf. Insbesondere motorische Fatigue korreliert stark mit der generellen körperlichen Beeinträchtigung und der GS. Resilienz weist zwar keinen moderierenden Effekt auf motorische Fatigue und körperliche Beeinträchtigung auf, ist jedoch ein unabhängiger Prädiktor der motorischen Fatigue und könnte sich somit dennoch protektiv auf diese auswirken. Zukünftige Arbeiten sollten sich daher der Frage widmen, ob eine Kombination aus motorischen und Resilienz-Trainings gezielt zur Verbesserung und Prävention der Fatigue eingesetzt werden können.  
 Multiple Sklerose; Fatigue; Resilienz  
 
 –  
Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Hutter, Johanna
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Neurologie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Enzinger, Christian; Univ.-Prof. Priv.-Doz. Dr.med.univ. MBA
  Helmlinger, Birgit; Dr.rer.nat. BSc MSc