| Hintergrund:
Hypophysenadenome sind in der Lage, benachbarte Strukturen wie Knochen, Dura mater oder die Keilbeinhöhle zu infiltrieren. Das Ausmaß der Invasion in den parasellären Raum, insbesondere in den Sinus cavernosus, ist ein wichtiges prognostisches Element sowohl für das chirurgische Ergebnis als auch für das Wiederauftreten. Es sollte jedoch zwischen einer echten Invasion, daher einem infiltrativen Wachstum in den Sinus cavernosus, und einer bloßen Verlagerung parasellärer Strukturen aufgrund der Tumormasse unterschieden werden. Ziel der Diplomarbeit war es, eine statistische Korrelation zwischen der Invasion von Hypophysenadenomen in die Kompartimente des Sinus cavernosus und morphologischen Merkmalen nachzuweisen.
Methoden:
Diese retrospektive Analyse von Patientinnen- und Patientendaten umfasste 273 Patientinnen und Patienten, die sich zwischen 2013 und 2022 an der Universitätsklinik für Neurochirurgie der Medizinischen Universität Graz einer endoskopischen transnasalen transsphenoidalen Operation wegen eines Hypophysenadenoms unterzogen haben. Es wurden zwei Studiengruppen definiert, basierend auf der Entscheidung, ob der Tumor Anzeichen einer Invasivität in den Sinus cavernosus aufwies (Gruppe: Invasion, Inv) oder nicht (Gruppe: Nicht-invasiv, Non-Inv). In 8 Fällen lag kein Operationsbericht vor, sodass 265 Patientinnen und Patienten für die weitere Analyse in dieser Studie berücksichtigt wurden.
Ergebnisse:
In der Gruppe Non-Inv wurde in 165 Fällen (62,3 %) keine endoskopisch beobachtete Invasion in den Sinus cavernosus festgestellt, während in 100 Fällen (37,7 %) eindeutige Anzeichen einer Invasion (Gruppe: Inv) festgestellt wurden. Die mediane Größe der Hypophysenadenome betrug in der Gruppe Non-Inv 20,3 mm (IQR: 14,9–27,5) und in der Gruppe Inv 29 mm (IQR: 20–38,4, p = < 0,001). Das mittlere Volumen betrug 2,5 cm³ (IQR: 1,2–6,7) in der Gruppe Non-Inv und 7,3 cm³ (IQR: 2,8–13,3) in der Gruppe Inv (p = < 0,001).
Die überarbeitete Knosp-Einstufung in der Gruppe Non-Inv zeigte: Grad 0: 62 (37,6 %), Grad 1: 38 (23 %), Grad 2: 32 (19,4 %), Grad 3A: 25 (15,2 %), Grad 3B: 4 (2,4 %) und Grad 4: 4 (2,4 %). In der Gruppe Inv: Grad 0: 23 (23 %), Grad 1: 17 (17 %), Grad 2: 14 (14 %), Grad 3A: 22 (22 %), Grad 3B: 5 (5 %) und Grad 4: 19 (19 %); (p = < 0,001). Insbesondere Hypophysenadenome Grad 4 wurden in der Gruppe Inv (19 %) signifikant häufiger gefunden als in der Gruppe Non-Inv (2,4 %, p = < 0,001).
Das binomiale Regressionsmodell für Makroadenome zeigte, dass Adenome mit einem Volumen von über 1 cm³ (OR: 4,627, 95 % KI: 1,476–14,498, p = 0,009) unabhängig mit einer Invasion in den Sinus cavernosus assoziiert sind. Darüber hinaus konnte festgestellt werden, dass die Odds Ratio (3,275, 95 % KI: 1,649– 6,503) für Makroadenome mit faseriger Konsistenz signifikant höher (p = < 0,001) ist als für Adenome mit einer weichen Konsistenz.
Die binomiale Regression für nicht funktionelle Adenome zeigte, dass Adenome mit einem Volumen von über 1,6 cm³ (OR: 4,091, 95 %: KI 1,310–12,778, p = 0,015) unabhängig mit einer Invasion in den Sinus cavernosus assoziiert sind. Außerdem ist die Odds Ratio (2,710, 95 % KI: 1,250–5,875) für eine Invasion in den Sinus cavernosus bei faserigen, nicht funktionellen Adenomen signifikant höher (p = 0,012) als bei Adenomen mit weicher Konsistenz.
Conclusio:
Es wurde eine Korrelation zwischen der Größe, dem Volumen und der Konsistenz des Adenoms und seiner Invasion in den Sinus cavernosus nachgewiesen.
Dabei zeigte sich eine starke unabhängige Assoziation zwischen der faserigen Konsistenz der Hypophysenadenome und der Invasivität in den Sinus cavernosus. Darüber hinaus wurde bei nicht funktionellen Hypophysenadenomen ein Volumen > 1,6 cm³ als unabhängiger Faktor gefunden, der mit einer Invasion in den Sinus cavernosus assoziiert ist.
Die Ergebnisse dieser Arbeit deuten darauf hin, dass spezifische präoperative Parameter die Invasivität eines Hypophysenadenoms vorhersagen können. Diese Faktoren können eine bessere Patientinnen- und Patientenberatung ermöglichen und zur Entwicklung einer multimodalen Behandlungsstrategie beitragen, die chirurgische Eingriffe, medikamentöse Therapien und radiochirurgische Verfahren umfasst.
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