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Bibliografische Informationen
 Ätiologie und Prognose primär intraventrikulärer Blutungen  
 Einleitung: Atraumatisch primär intraventrikuläre Hirnblutungen sind eine seltene Form intrakranieller Blutungen, die durch ihr isoliert intraventrikuläres Vorkommen definiert sind. Bislang liegen zu diesem Krankheitsbild nur wenige kleinere Fallserien vor, welche in ihren Ergebnissen stark variieren. Ziel dieser retrospektiven Studie ist eine verbesserte Charakterisierung des Krankheitsbildes hinsichtlich der Ätiologie, Risikofaktoren und Prognose.



Methoden: Für die vorliegende retrospektive Kohortenstudie wurden mittels elektronischer Datenbankabfrage jene Patient*innen identifiziert, die zwischen 2008 und 2023 am Universitätsklinikum Graz aufgrund einer intraventrikulären Blutung behandelt wurden. Eingeschlossen wurden erwachsene Patient*innen mit atraumatischen intraventrikulären Blutungen und einem intraparenchymalen Blutungsanteil von weniger als vier Millilitern. Erhobene Variablen umfassten demografische Daten, Ätiologie, Risikofaktoren, Medikation, neuroradiologische Bildgebung, klinische Verläufe und Folgeereignisse. Es erfolgte eine pseudoanonymisierte, quantitative Auswertung mittels deskriptiver Statistik sowie parametrischer und nichtparametrischer Tests zum Vergleich primär intraventrikulärer Blutungen (ohne intrazerebrale Blutung) und prädominant intraventrikulärer Blutungen mit geringem intrazerebralen Blutungsanteil. Anschließend wurden Zusammenhänge zwischen dem Blutungsausmaß sowie Alter und Mortalität mittels uni- und multivariater logistischer Regression untersucht.



Ergebnisse: Von 1402 Patient*innen mit einer intrazerebralen Blutung konnten 87 mit einer intraventrikulären Blutung identifiziert werden (6.21%), davon 32 (2.28%) mit primär intraventrikulärer Blutung und 55 (3.92%) mit prädominant intraventrikulärer Blutung. Patient*innen mit einer intraventrikulären Blutung waren median 65 Jahre alt und zu 46% weiblich, wobei es keinen signifikanten Unterschied bezüglich des Geschlechts (p=0.089) oder Alters (p=0.226) zwischen den beiden Gruppen intraventrikulärer Blutungen gab. Die arterielle Hypertonie war mit 75.9% der häufigste Risikofaktor, während ein Nikotinabusus (p=0.016) und Diabetes mellitus (p=0.007) zwar seltener, jedoch signifikant häufiger unter den primär intraventrikulären Blutungen auftraten. Als führende Ätiologie zeigte sich in beiden Gruppen die Arteriolosklerose (54.0%), die signifikant häufiger unter den prädominant intraventrikulären Blutungen vorkam (67.3% vs. 31.3%, p=0.001), gefolgt von arteriovenösen Malformationen und Fisteln (14.9%) und strukturellen Ursachen (6.9%). Die Krankenhausmortalität der Betroffenen lag bei 20.7%, wobei sich sowohl höheres Alter (OR 1.090 pro Jahr; 95%-KI 1.032-1.152; p=0.002) als auch höhere Graeb-Scores (OR 1.594 pro Punkt; 95%-KI 1.203-2.110; p=0.001) als unabhängige signifikante Prädiktoren der Mortalität erwiesen.



Diskussion: Primär intraventrikuläre Blutungen sind ein seltenes Krankheitsbild, das von prädominant intraventrikulären Blutungen zu differenzieren ist, welche überwiegend dem typischen Ursachenprofil intrazerebraler Blutungen entsprechen. Das beobachtete gemischte Ätiologiespektrum, das vermehrt sekundäre Ätiologien wie makrovaskuläre oder strukturelle Ursachen beinhaltet, zeigt die Relevanz einer dementsprechenden ätiologischen Abklärung bei primär intraventrikulären Blutungen. Unabhängig vom Alter stellt der Graeb-Score einen Prädiktor der Krankenhausmortalität dar, der zur initialen Risikostratifizierung sowie als prognostischer Marker geeignet ist.

 
 IVH; Intraventrikuläre Blutung; P-IVH; Primär intraventrikuläre Blutung;  
 
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Autorinnen*Autoren / Co-Autorinnen*Co-Autoren
  Tamm, Carola
Betreuende Einrichtung / Studium
  Universitätsklinik für Neurologie
 UO 202 Humanmedizin  
Betreuung / Beurteilung
  Fandler-Höfler, Simon; Univ. FA Priv.-Doz. Dr.med.univ. Dr.scient.med.