| Hintergrund:
Diabetes mellitus Typ 1 (T1D) stellt eine chronische Erkrankung dar, die schwerwiegende kurz- und langfristige (v.a. mikro- und makrovaskuläre) Komplikationen hervorrufen kann. Neben einer suffizienten Blutzuckereinstellung stellt regelmäßige physische Aktivität einen wichtigen Eckpfeiler in der Prävention von diabetesassoziierter Morbidität und Mortalität dar. Obwohl allgemein bekannt ist, dass körperliche Bewegung ein wirksames therapeutisches Instrument ist, ist nicht vollkommen geklärt, ob und wie diabetesspezifische Marker, speziell das HbA1c, die funktionelle Leistungsfähigkeit beeinflussen. Ziel dieser Arbeit war es daher, die Zusammenhänge zwischen diabetesspezifischen Markern (HbA1c, Diabetesdauer, C-Peptid-Status, anthropometrische und demografische Daten) und funktioneller Leistungsfähigkeit sowie kardiorespiratorischen Markern im Rahmen kardiopulmonaler Ausbelastungstests (CPX-Tests) zu untersuchen.
Methoden:
Im Rahmen einer randomisierten kontrollierten Cross-Over-Studie, welche an der Medizinischen Universität Graz durchgeführt wurde, wurde die Effizienz von zwei verschiedenen ultra-langwirksamen Basalinsulinen bei spontanen 60-minütigen Trainingseinheiten am Ergometer bei 15 Personen mit T1D untersucht. Die daraus gewonnenen Labor- und kardiorespiratorischen Marker wurden auf Korrelationen sowie Subgruppen-Unterschiede bezüglich 1. Laktatschwelle (LTP1), 2. Laktatschwelle (LTP2) und Maximalbelastung in Abhängigkeit von HbA1c, Diabetesdauer, C-Peptid, Alter, Body-Mass-Index (BMI) und Geschlecht der Proband*innen analysiert.
Ergebnisse:
Es konnten keine signifikanten Korrelationen zwischen HbA1c und maximaler Sauerstoffaufnahme (VO2max) gefunden werden, weder für die absolute VO2max (Gruppe „niedriges“ HbA1c [≤ 7.5%]: R = 0.40, p = 0.33, Gruppe „hohes” HbA1c [> 7.5%]: R = 0.15, p = 0.75) noch für die relative VO2max („niedriges“ HbA1c: R = 0.24, p = 0.565, „hohes” HbA1c: R = 0.10, p = 0.828). Auch im Vergleich der Untergruppen („niedriges“ vs. „hohes“ HbA1c) zeigten sich keine signifikanten Unterschiede zwischen absoluter VO2max (2.71 ± 0.93 vs. 2.82 ± 0.86 L/min, p > 0.999) und relativer VO2max (37 ± 9 vs. 34 ± 10 ml/min/kg, p = 0.532). Bei Personen mit erhaltener Insulinrestfunktion (C-Peptid positiv) wurden signifikant höhere relative VO2max-Werte beobachtet als bei C-Peptid-negativen Personen (41 ± 10 vs. 31 ± 5 ml/min/kg, p = 0.032*). Jüngere Proband*innen (≤ 41 Jahre) zeigten signifikant höhere relative VO2max-Werte im Vergleich zu älteren (> 41 Jahre) (41 ± 9 vs. 31 ± 6 ml/min/kg, p = 0.030*) sowie Korrelationen für absolute VO2max (R = 0.66, p = 0.074) und relative VO2max (R = 0.84, p = 0.008**). Bezüglich Diabetesdauer und BMI wurde kein signifikanter Einfluss auf absolute und relative VO2max beobachtet.
Conclusio:
Die Qualität der Blutzuckereinstellung hatte in dieser Studie keinen Einfluss auf die maximale Leistungskapazität. Teilnehmer mit erhaltener Insulinrestfunktion und jüngerem Alter erreichten eine höhere VO2max. Die Diabetesdauer und der BMI waren keine signifikanten Prädiktoren für die Leistung. |