| Hintergrund: Harninkontinenz ist ein häufiges Problem bei Patient*innen mit COPD. Die Literatur empfiehlt die Evaluierung von Harninkontinenz und die Integration von Behandlungsmaßnahmen in die Lungenrehabilitation. Das Ausmaß des Screenings und der angewendeten physiotherapeutischen Maßnahmen bei Harninkontinenz in österreichischen Lungenrehabilitationseinrichtungen ist nicht ausreichend bekannt.
Ziel: Das Hauptziel dieser Masterarbeit ist es darzustellen, ob und wie Harninkontinenz bei Patient*innen mit COPD derzeit von Physiotherapeut*innen im Rahmen einer Lungenrehabilitation gescreent und behandelt wird. Des Weiteren sollen potenzielle Faktoren untersucht werden, die das Screening und die physiotherapeutische Behandlung von Harninkontinenz bei COPD-Patient*innen beeinflussen.
Methoden: Physiotherapeut*innen, die in österreichischen Lungenrehabilitationseinrichtungen arbeiten, wurden mittels eines selbst erstellen Onlinefragebogens befragt. Die Ergebnisse wurden deskriptiv ausgewertet.
Ergebnisse: Insgesamt 95 Physiotherapeut*innen nahmen an der Umfrage teil. Mehr als die Hälfte der Befragten gab an, COPD-Patient*innen im Rahmen ihrer physiotherapeutischen Betreuung „immer“ oder „oft“ nach Harninkontinenz zu fragen. Der Einsatz von standardisierten Assessments zum Screening zeigte sich gering. Die Mehrheit der Rehabilitationseinrichtungen bietet Maßnahmen zur Behandlung von Harninkontinenz bei COPD-Patient*innen an. Zu diesen zählen vorwiegend Einzeltherapien, Theorieschulungen und Praxisgruppen. Der Großteil (96.8%) der Befragten gab an selbst Maßnahmen zur Behandlung von Harninkontinenz anzuwenden. Am häufigsten wurden Beckenbodentraining, Patient*innenedukation, Hustenmanagement und die Anleitung der Patient*innen zur Beckenbodenkontraktion bei Aktivitäten, die den Druck im Bauchraum erhöhen, genannt.
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse zeigen, dass Harninkontinenz im Rahmen einer Lungenrehabilitation von Physiotherapeut*innen angesprochen und in das physiotherapeutische Behandlungsmanagement integriert wird. Dennoch ist die Anwendung von standardisierten Screeningassessments gering. Faktoren wie die Häufigkeit der physiotherapeutischen Betreuung von COPD-Patient*innen, absolvierte Fortbildungen, Zeitmangel und die Verfügbarkeit relevanter Geräte und Therapiematerialien könnten das Screening und die Behandlung von Harninkontinenz bei dieser Patient*innengruppe beeinflussen. |