| Hintergrund: Laut Statistik Austria (2019) erfüllen in Österreich nur 23,6% der Erwachsenen zwischen 18 und 64 Jahren die WHO-Empfehlung für körperliche Aktivität (Ausdauer- und Muskelkräftigungsaktivität). Die WHO fordert eine Verstärkung der Maßnahmen zur Förderung körperlicher Aktivität auf nationaler Ebene. Die Aktualisierung der Österreichischen Bewegungsempfehlungen im Jahr 2020 bildet eine wichtige Grundlage für gesundheitsorientierte Bewegungsförderung. Angehörige der Gesundheitsberufe haben als relevante Multiplikator*innen das Potenzial, die Bewegungsempfehlungen im Gesundheitswesen in ihrer täglichen Praxis zielgruppenspezifisch zu verbreiten.
Ziel: In dieser Studie wurde die Relevanz der Österreichischen Bewegungsempfehlungen im Curriculum der Studiengänge Diätologie, Hebammen und Physiotherapie an der FH Joanneum in der Steiermark untersucht. Zudem wurde gefragt, auf welchem Weg die Bewegungsempfehlungen den Student*innen im Bachelor-Studium vermittelt werden und wie das Wissen von den Studierenden zum Thema ist.
Methode: Für die Beantwortung der Forschungsfrage wurde der Mixed-Methods-Ansatz gewählt. Die quantitative Datenerhebung der Student*innen erfolgte mithilfe eines standardisierten Online-Fragebogens. Im qualitativen Forschungsansatz wurden teilstrukturierte Interviews mit den Lehrkräften durchgeführt, welche auf einem vorab entwickelten Interview-Leitfaden basierten.
Ergebnisse: Insgesamt beantworteten 78 Studierende (Diätologie n = 2/16, Hebammen n = 5/19, Physiotherapie n = 71/78) die Online-Befragung und eine Lehrkraft aus jedem Studiengang nahm am Interview teil. Die Erhebung ergab, dass die Österreichischen Bewegungsempfehlungen in allen Lehrplänen (Diätologie, Hebammen, Physiotherapie) verankert sind und in zumindest einer Lehrveranstaltung thematisiert werden. Die Bewegungsempfehlungen werden den Studierenden in der Theorie und in der Praxis (Gruppenarbeit, problembasierte Lehre, Projektarbeit, klinische Praktika) gelehrt. Die Studierenden (n = 75/78) kennen die Österreichischen Bewegungsempfehlungen, haben jedoch Schwierigkeiten, eine korrekte vollständige Bewegungsempfehlung (ausdauerorientierte Bewegung mit mittlerer und höherer Anstrengung & muskelkräftigende Übungen) für drei Zielgruppen zu beschreiben. Lediglich zwei Studierende (2,8%) können zu allen drei Zielgruppen die korrekte und vollständige Empfehlung zur körperlichen Aktivität beschreiben (Erwachsene, ältere Erwachsene und Frauen während der Schwangerschaft und danach).
Schlussfolgerung: Die Ergebnisse der Studie verdeutlichen, dass bestehende Lehr- und Lernansätze überdacht und neue Strategien entwickelt werden müssen, damit das Wissen über und die Vermittlungskompetenz der Österreichischen Bewegungsempfehlungen von den Studierenden in den unterschiedlichen Gesundheitsberufen verlässlich beherrscht werden. Eine Mindestforderung ist, dass die Studierenden der unterschiedlichen Gesundheitsberufe die zielgruppenspezifischen Bewegungsempfehlungen kennen und im Rahmen ihrer Arbeit verlässlich vermitteln. Dadurch wird die Dissemination der Österreichischen Bewegungsempfehlungen über das Gesundheitswesen gezielt gestärkt.
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