| Ziele: PatientInnen mit fortgeschrittener Krebserkrankung entwickeln häufig Metastasen in ihrer Wirbelsäule. Durch Schmerzen, neurologische Funktionsstörungen und mechanische Instabilität, können diese Metastasen stark die Funktion und Lebensqualität der betroffenen PatientInnen verringern. Die korrekte Einschätzung der Überlebenszeit ist von entscheidender Bedeutung, um die richtige Vorgangsweise bei der palliativen Behandlung zu implizieren. Basierend auf Studien, die bereits an der Universitätsklinik für Orthopädie abgeschlossen worden sind, haben wir eine Auswertung mit einem weiteren Datensatz durchgeführt, um die Parameter und prognostischen Scoring-Systeme an in den letzten Jahren behandelten PatientInnen zu analysieren. So können auch Änderungen in der Prognose, die durch Verbesserung der Therapiemöglichkeiten entstanden sind, einfließen und ein aktuell validierter Score präsentiert werden.
Methoden: Diese retrospektive Studie umfasste 196 PatientInnen mit bestätigten spinalen Metastasen ausgehend von verschiedenen Krebsentitäten, welche zwischen 2005 und 2010 entweder chirurgisch (35%) oder konservativ (65%) am Universitätsklinikum Graz behandelt worden sind. Mögliche prognostische Faktoren wie: Primum, Allgemeinzustand (Karnofsky Performance Scale - KPS), viszerale Metastasen, die Zahl der spinalen und der extraspinalen Metastasen, pathologische Fraktur, prä- und post-op. neurologischer Status, Wirbelsäulenoperation und andere Faktoren wurden retrospektiv ausgewertet. Die Überlebenszeit wurde von dem Zeitpunkt der Bestätigung spinaler Metastasen bis zum Tod oder dem letzten Follow-up (mindest Follow-up: 12 Monate) bestimmt. Die statistische Analyse umfasste die Darstellung von Kaplan-Meier Kurven sowie univariate und multivariate Cox-Regressionen. Das Signifikanzniveau beträgt 5%.
Ergebnisse: Die mediane Überlebenszeit betrug für alle Patienten 7 Monate (Minimum: 5 Tage, Maximum: 70 Monate). Zum Zeitpunkt der Analyse waren 178 Patienten verstorben (91%) und 18 Patienten noch am Leben (9%). Primum, das Auftreten viszeraler Metastasen, KPS, Anzahl der spinalen Metastasen, pathologische Frakturen und Geschlecht wiesen bei der univariaten Analyse einen statistisch signifikanten Einfluss auf das Outcome auf. In der schrittweisen multivariaten Analyse zeigten: Primum, das Auftreten viszeraler Metastasen, KPS und die Anzahl der spinalen Metastasen einen signifikanten Einfluss auf das Überleben. Alle ausgewerteten Scoring-Systeme (Tokuhashi orig. und rev., Tomita, van der Linden und Bauer original und modifiziert) zeigten auch in diesem aktuellen Datensatz einen signifikanten Einfluss auf des Überleben.
Schlussfolgerung: Prognostische Einzelfaktoren mit dem gröβten Einfluss auf das Überleben sind das Auftreten von viszeralen Metastasen, der Allgemeinzustand und das Primum. Unsere Studie zeigte die Zuverlässigkeit der analysierten Scoring-Systeme in einem aktuellen PatientInnenkollektiv. Basierend auf diesen Ergebnissen empfehlen wir besonders den Bauer modified score, da er gut zwischen den Gruppen differenziert und einfach in der Anwendung ist.
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