|  | In der Präimplantationsdiagnostik (PID) werden genetische Analysemethoden an Biopsien extrakorporaler Embryonen durchgeführt. Die PID wird in Zentren mit hoher
 Expertise primär für die Detektion monogen vererbbarer Erkrankungen, sowie bei
 strukturellen und numerischen Chromosomenaberrationen angewendet. Die Untersuchung
 der durch IVF erzeugten Embryonen dient der Entscheidung, welche Embryonen in den
 Uterus transferiert werden. Derzeit werden hauptsächlich die PCR, die CGH, die arraybasierte
 CGH und die FISH eingesetzt. Zukünftig könnten die digitale PCR, die
 quantitative real-time PCR und SNP-Arrays eine Rolle spielen. Die PID ist europaweit
 erlaubt und überwiegend gesetzlich reguliert, ein einheitliches
 Fortpflanzungsmedizingesetz existiert nicht. In Österreich ist die PID seit Anfang 2015
 durch das Fortpflanzungsmedizinrechts-Änderungsgesetz zugelassen und reguliert.
 Ausgehend vom Stand der Technik in der PID werden in der vorliegenden Arbeit ethische
 Konfliktpunkte der PID aufgezeigt. Dabei liegt der Schwerpunkt auf der reproduktiven
 Autonomie der Frau und möglichen Missbrauchstendenzen der PID.
 Abhängig von der Gewichtung des moralischen Status eines frühen Embryos, wird ihm in
 der wissenschaftlichen Debatte ein Recht auf Leben zugeschrieben oder nicht. Der
 Begründung beider diametral gegenüber stehenden Positionen, liegen unterschiedliche
 Moraltheorien zu Grunde. Das Recht, über die eigene Fortpflanzung selbstbestimmt zu
 entscheiden, ist in Europa ein anerkanntes Grundrecht. Befürworter der
 Präimplantationsdiagnostik sehen in ihr eine die reproduktive Autonomie der Frau
 unterstützende Wahlmöglichkeit. Kritiker entgegnen, dass die PID als eine Methode im
 Dienste einer leistungsorientierten Gesellschaft zu sehen sei, in der über Medien ein
 idealisiertes Bild der Familie vermittelt wird. Eine mögliche Ausweitung der PID von der
 Krankheitsprävention in Richtung eugenischer Selektion sei zu befürchten. Weiterhin
 könnte die PID nicht auf Einzelfälle beschränkt bleiben und die Bereitschaft in der
 Gesellschaft sinken, kranke und behinderte Menschen sozial zu inkludieren.
 Eine staatliche Regulierung ist daher unabdingbar um zu verhindern, dass modernster
 Stand der Wissenschaft und Nachfrage die Praxis der PID bestimmen. Der Begriff der
 Menschenwürde ist philosophisch vielschichtig und hat in bioethischen Debatten weiterhin
 auch seine Berechtigung. Bei den verschiedenen Möglichkeiten, die reproduktive
 Autonomie der Frau zu unterstützen, dürfen zwischenmenschliche Aspekte innerhalb des
 sozialen Umfeldes nicht außer Acht gelassen werden. Als hochkomplexe Methode der
 Humangenetik und Reproduktionsmedizin wird die Zulassung und Praxis der PID auch
 künftig stets neu zu diskutieren und ethisch zu legitimieren sein.
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